Vermischtes

Vor 200 Jahren starb der Arzt James Parkinson

  • Freitag, 27. Dezember 2024
/Alexey Koza, stock.adobe.com
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Bonn – Parkinson ist die am schnellsten zunehmende Hirnerkrankung weltweit. In Deutschland gibt es nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) rund 400.000 Betroffene. Weltweit hat sich die Zahl der Parkinsonpatienten von 2,5 Millionen 1990 auf etwa 6,1 Millionen 2016 erhöht.

Das Alter ist ein wichtiger Faktor. Nur zehn Prozent aller Parkinsonpatienten erkranken schon vor dem 50. Lebensjahr. Selbst junge Menschen im Alter von zwanzig Jahren können aber betroffen sein, wenn auch selten.

Betroffene sind in ihrer Lebensqualität deutlich eingeschränkt, eine Heilung gibt es derzeit nicht. Doch der Neurologe Jens Volkmann, erster Vorsitzender der Parkinson Stiftung, macht Hoffnung: „Wir befinden uns an einem entscheidenden Wendepunkt in der Parkinsonforschung“, sagt er. „Die Erkenntnisse der letzten Jahre haben uns einer kausalen Therapie so nahegebracht wie nie zuvor.“

Erstmals als eigenes Krankheitsbild beschrieben wurde die „Schüttellähmung“ 1817 vom britischen Arzt James Parkinson (1755-1824). Sein 200. Todestag jährt sich am 21. Dezember zum 200. Mal. Parkinson unterhielt in einem Armenviertel im Norden Londons eine florierende chirurgische Praxis.

Sein Verdienst war es, vielfältige Symptome wie Schlaflosigkeit, Inkontinenz, Riechstörungen oder Sehstörun­gen als Teil eines zusammenhängenden Krankheitsbilds zu beschreiben. Dass es sich um eine Degenera­tion des Gehirns handelte, war für ihn offensichtlich.

Verlangsamte Bewegung, Zittern, steife Muskeln: Die Symptome von Morbus Parkinson entwickeln sich schlei­chend. Ein Schlüsselproblem ist der Verlust der Fähigkeit, Bewegungen willentlich auszulösen. Erkrankte führen Bewegungen daher nur verlangsamt aus. Ursache von Parkinson ist ein Absterben von Nervenzellen in einer Hirnregion, in der auch das als Glückshormon bezeichnete Dopamin gebildet wird. Warum diese Nervenzellen sterben, ist noch unklar.

Erst in den 1960er-Jahren wurde entdeckt, dass Dopaminmangel die sichtbaren Symptome von Parkinson aus­löst. Dopamin ist auch für die Bewegungssteuerung und die Übermittlung von Hirnsignalen zuständig. In der Therapie wird Dopamin deshalb medikamentös ersetzt. Nach einigen Jahren lässt die Wirkung jedoch nach; starke Nebenwirkungen stellen sich ein.

Die Einführung der tiefen Hirnstimulation (THS) in den späten 1980er-Jahren verbesserte die Lebens­qualität vieler Betroffener. Elektrische Impulse können die Wirkung des Dopamins nachahmen. Deshalb werden feine Elektroden ins Gehirn eingesetzt. Die Entdeckung genetischer Faktoren und Mutationen seit den 1990er-Jahren eröffnete neue therapeutische Ansatzpunkte. Auch Gen- und Stammzelltherapien werden intensiv erforscht.

Aktuell konzentriert sich die Forschung auf die Früherkennung und die Entwicklung von Therapien, die das Absterben von Nervenzellen im Gehirn verlangsamen oder sogar stoppen.

„Dank neuer genetischer und molekularer Methoden erleben wir derzeit bahnbrechende Fortschritte. Diese nähren die begründete Hoffnung, dass wir in naher Zukunft das Absterben von Gehirnzellen verhindern können, wenn wir die Forschung intensivieren“, betont Joseph Claßen, zweiter Vorsitzender der DPG.

Dabei ist allerdings die frühe Diagnostik eine wichtige Voraussetzung. In naher Zukunft könnten Labor­unter­suchungen helfen, die für Parkinson typischen fehlgefalteten Alpha-Synuclein-Proteine im Nerven­wasser oder sogar im Blut nachzuweisen.

kna

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