Vermischtes

Weimar glaubt an sein Hygienekonzept

  • Freitag, 23. Oktober 2020
/picture alliance, Martin Schutt
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Berlin – Länger als eine Woche gab es in Weimar keine Coronaneuinfektionen. Die kreis­freie Stadt war ein weißer Fleck auf der Karte des Robert Koch-Instituts (RKI). „Nicht zuletzt war es einfach auch Glück, dass wir bislang von Superspreading-Ereignissen verschont geblieben sind“, sagte ein Sprecher der Stadt dem Deutschen Ärzteblatt (DÄ).

Er lobte die „unermüdliche Arbeit im Gesundheitsamt bei der Eindämmung der Infektio­nen“. Es gebe gut geschulte Kontaktpersonenermittler in ständiger Rufbereitschaft. Die Anzahl der durchgeführten Coronatests variiere stark und orientiere sich am Bedarf. Zuletzt seien circa 100 bis 150 Tests pro Woche vom Gesundheitsamt selbst durchgeführt worden.

Darüber hinaus sei ein „effektiver Krisenstab der Stadt“ eingerichtet worden sowie „tägli­che, kurze Beratungen zum Aufdecken von Schwachpunkten“, so der Stadtsprecher. Mit diesem Vorgehen habe Weimar Anfang Oktober die Neuinfektionen über länger als eine Woche auf null halten können. Einen weiteren Beitrag hätten auch die Bürger Weimars geleistet, die sich meist an die Verhaltensregeln halten würden.

Das geschichtsträchtige Weimar habe, anders als umliegende Thüringer Landkreise, in einer Allgemeinverfügung „einige Dinge strenger geregelt“, erklärte der Stadtvertreter: So gilt eine Maskenpflicht in allen medizinischen Einrichtungen, sowie für Verkäufer, wenn keine Plexiglas-Abtrennung aufgebaut ist. Zudem sollen die Gastronomen auch in Außenbereichen die Kontaktdaten ihrer Gäste erheben.

Der benachbarte Landkreis Sömmerda im Norden ist auf der RKI-Karte schon seit Tagen tiefrot gefärbt. Hier liegen die Infektionen aktuell pro Woche bei 60 auf 100.000 Einwoh­ner. Ähnlich ist die Situation im Saale-Holzland-Kreis südöstlich von Weimar. In allen drei Landkreisen gilt die gleiche Verordnung des Landes Thüringen.

Doch nach einem Stadtfest vor rund zwei Wochen steigen die SARS-CoV-2-Zahlen nun auch in Weimar wieder an.

Traditioneller Zwiebelmarkt unter Auflagen

Anfang dieser Woche meldete das Gesundheitsamt aus Weimar wieder 1,5 Fälle in den letzten sieben Tagen pro 100.000 Einwohner. vorgestern stieg die Zahl auf 4,6, gestern auf 10,7. Ein exponentieller Trend. Einen Zusammenhang zum Fest sieht die Stadt momentan nicht.

Die Ursache für die Neuinfektionen dieser Woche sei „eindeutig nicht im Zwiebelmarkt“ zu suchen. Die Neuinfektionen würden „auf familiäre Ereignisse in angrenzenden Land­kreisen sowie auf Reiserückkehrer“ zurückgehen, so die Stadtverwaltung.

Knapp zwei Wochen zuvor wurde in Weimar der traditionelle Zwiebelmarkt, trotz Pan­demie, vom 9. bis 11. Oktober gefeiert. Für das Straßenfest überlegte sich die Stadt im Vorfeld ein Hygienekonzept: Neben einer ausnahmslosen Maskenpflicht auf dem Markt und weniger gastronomischen Verkaufsständen sollte auch das kulturelle Begleitpro­gramm ausbleiben.

Die etwa 75.000 Besucher ließen sich davon nicht abhalten und füllten die Straßen der Stadt, die selbst rund 65.000 Einwohner hat.

„Das Hygienekonzept war stimmig und der Markt deutlich entzerrt“, sagte der Stadt­sprecher. Die Bürger hätten sich diszipliniert an die Maskenpflicht gehalten. „Ein vermehr­tes Infektionsgeschehen war nicht zu erwarten und hat sich nicht gezeigt“, erklärte er gestern, anderthalb Wochen nach dem Fest.

jff

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