Vermischtes

Zweite Coronawelle führte zu mehr Embolien und höherer Sterblichkeit

  • Montag, 27. Dezember 2021
3D-Darstellung einer Lungenthromboembolie. /tussik stock.adobe.com
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Berlin – Zu einer deutlichen Zunahme von Lungenembolien hat die zweite Coronawelle geführt. Das zeigt eine Analyse von Versichertendaten der Barmer Krankenkasse. Auch ist die Anzahl der Notfallbe­handlungen wegen Durchblutungsstörungen in den Beinen während des ersten Lockdowns zurückge­gangen, zugleich sind Schweregrad und Sterblichkeit dieser Notfälle jedoch angestiegen.

Verglichen wurden Behandlungsdaten aller Patienten, die in den ersten beiden Pandemiewellen mit lebensbedrohlichen Gefäßproblemen als Notfälle in Kliniken eingeliefert wurden – insgesamt etwa 64.000 Barmer-Versichertenfälle. Laut Vergleich gab es bei Lungenembolien einen Anstieg von etwa 9,9 pro 100.000 Fällen während der ersten Coronawelle auf 15,3 während der zweiten, intensiveren Pande­miewelle.

„Das entspricht einer Zunahme um 15 Prozent“, erläuterte Christian-Alexander Behrendt, Leiter der Forschungsgruppe GermanVasc an der Klinik und Poliklinik für Gefäßmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Etwa 15 Prozent der Patienten mit Lungenembolien waren SARS-CoV-2 positiv.

Andere Untersuchungen kommen zu ähnlichen Ergebnissen, was den Zusammenhang von COVID-19 und einer verstärken Bildung von Blutgerinnseln betrifft – darunter eine Meta-Analyse, die 42 Studien welt­weit mit etwa 8.000 Patienten umfasst, die zwischen Januar 2020 und Juni 2020 behandelt wurden.

„Auch diese systematische Übersicht bestätigt eine überdurchschnittliche Häufung von Lungenembolien bei COVID-Erkrankten, insbesondere bei schweren Verläufen“, erklärte Behrendt. „Die Lungenembolien traten oft trotz Gabe von Gerinnungshemmern auf“, setzt der Gefäßchirurg hinzu.

Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) ruft in diesem Zusammenhang angesichts des Gefährdungspotenzials alle Patienten mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrank­heit (pAVK) auf, sich sowohl gegen Corona als auch gegen Grippe impfen zu lassen.

Wie die Versichertendaten der Barmer weiter zeigen, ist die Zahl der Notfallbehandlungen wegen be­drohlicher Durchblutungsstörungen in den Beinen – sogenannter akuter Beinischämien – im April und Mai 2020 um etwa zwölf Prozent gesunken.

„Parallel dazu ist der Schweregrad der akuten Beinischämien, die in den Kliniken ankamen, gestiegen, was wir am Case-Mix-Index und der erhöhten Krankenhaussterblichkeit ablesen können“, so Behrendt. Ab Ende März 2020 erfolgte in Deutschland der erste Lockdown, der mit starken Kontaktbeschränkungen verbunden war und etwa sieben Wochen andauerte.

DGG-Experte Behrendt vermutet, dass Betroffene in dieser Zeit darauf verzichteten, mit Gefäßverschlüs­sen zum Arzt zu gehen und stattdessen leichtere Beschwerden wie taube, blasse, kalte Beine und blaue Zehen klaglos ertrugen.

„Sie kamen dann – wenn sie nicht verstarben – verzögert in die Kliniken, was zu schlechteren Behand­lungsergebnissen geführt haben könnte“, erläuterte der Gefäßexperte. „Auf Gefäßerkrankungen haben sich die pandemiebedingten Umstände der medizinischen Priorisierung insgesamt nachteilig ausge­wirkt.“

Einen sehr ungünstigen Einfluss übt auch eine SARS-CoV-2-Infektion auf Patienten mit akuten Bein­ischä­mien aus, die sich zur Behandlung im Krankenhaus befinden. „Ohne SARS-CoV-2-Infektion verster­ben fünf Prozent dieser Gefäßpatientinnen und -patienten im Krankenhaus, mit einer SARS-CoV-2-In­fektion sind es 14 Prozent“, so Behrendt.

aha/EB

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