Medizin

SARS-CoV-2: Nierentrans­plantierte reagieren nur schwach auf 3. Dosis

  • Donnerstag, 23. Dezember 2021

Wien – Die meisten Patienten, die nach einer Organtransplantation dauerhaft immunsupprimierende Medikamente einnehmen müssen, erreichen nach einer 3. Impfung gegen SARS-CoV-2 keinen ausrei­chenden Impfschutz. Auch mit einem Wechsel des Impfstoffs konnte in einer randomisierten Studie im JAMA Internal Medicine (2021; DOI: 10.1001/jamainternmed.2021.7372) die Immunität nicht verbessert werden.

Organtransplantierte gehören zu den Hochrisikogruppen für COVID-19. Die zum Erhalt des Spender­organs notwendige Immunsuppression erschwert dem Körper die Abwehr von Krankheitserregern vor allem, wenn wie bei SARS-CoV-2 noch keine langjährige Immunität besteht. Die Organtransplantierten gehörten deshalb zu den ersten, die gegen COVID-19 geimpft wurden, wobei aus Sicherheitsüberlegun­gen in der Regel ein mRNA-Impfstoff vorgezogen wurde.

Die Ergebnisse waren häufig unbefriedigend. Nur 1/3 bis die Hälfte der Patienten entwickelten nach der Regelimpfung Antikörper. Ein Team um Andreas Heinzel von der Medizinischen Universität Wien hat in einer Studie untersucht, ob ein Wechsel auf einen Vektor-basierten Impfstoff die Reaktion auf eine 3. Impfstoffdosis verbessern kann.

Insgesamt 197 Nierentransplantierte, die nach der 2. Dosis keine Serokonversion erreicht hatten, wurden auf eine erneute Impfung mit einem mRNA (BNT162b2 von Biontech oder mRNA-1273 von Moderna) oder auf den Wechsel auf einen Vektor-basierten Impfstoff (Ad26COVS1 von Janssen) randomisiert. 4 Wochen später war es nach der homologen Impfung bei 35 % und nach der heterologen Impfung bei 42 % zu einer Serokonversion gekommen. Der Wechsel des Impfstoffes hatte die Chancen auf eine Antikör­per­antwort zwar leicht erhöht, die Odds Ratio von 1,31 war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,71 bis 2,44 jedoch nicht ansatzweise signifikant.

Auch der erreichte Antikörpertiter blieb hinter den Erwartungen zurück und neutralisierende Antikörper wurden nur bei 22 % der Patienten erzeugt. Die T-Zellantwort fiel ebenfalls schwach aus: Nur bei 17 Patienten reagierten die Zellen in einem Labortest auf das Spikeprotein mit einer vermehrten Freiset­zung von Interleukin gamma.

Am ehesten reagierten Patienten, die keine 3-fache Immunsuppression benötigten (Odds Ratio OR 3,59; 1,33-10,75) oder bei denen die Nierentransplantation schon länger zurücklag (OR 1,44; 1,15-1,83 für jeder Verdoppelung der Jahre). Eine niedrige Konzentration des Torque Tenovirus war ebenfalls ein günstiges Zeichen (OR 0,92; 0,88-0,96 pro Verdopplung der Viruskonzentration). Die Viruslast ist ein Marker für das Ausmaß der Immunsuppression.

Insgesamt 2 Nierentransplantierte sind mittlerweile an COVID-19 gestorben. Bei 1 war die Serokon­version ausgeblieben, bei dem anderen hatte eine Antikörperkonzentration von nur 5,91 U/ml nicht ausgereicht, um das Virus abzuwehren.

Die Wiener Mediziner setzen ihre Hoffnungen jetzt auf die prophylaktische Gabe von Langzeit­antikörpern, die den Patienten den fehlenden Immunschutz verleihen sollen. Die Wirksamkeit bei Nierentransplantierten wollen sie in einer weiteren Studie untersuchen.

rme

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