Ruf nach schnellerer und transparenterer Anerkennung ausländischer Abschlüsse

Leipzig – Die deutsche Ärzteschaft will eine Vereinheitlichung und Zentralisierung der Verfahren zur Anerkennung ausländischer Ausbildungen. Die Verfahren würden deutlich zu lang dauern und seien zu intransparent.
Gerade in einer Zeit, in der man sehr viel über Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) spreche, solle man „auch über die Basisprozesse reden: den Zugang zum ärztlichen Beruf“, sagte Yüksel König von der Ärztekammer Berlin.
Es gebe zahlreiche gut ausgebildete Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland, die in Deutschland arbeiten wollten, denen das aber unnötig erschwert werde. „Sie warten Monate, und nicht auf eine Stelle, sondern auf die Anerkennung.“
Die Anerkennung würde teilweise zwölf bis 18 Monate dauern. „Das Verfahren ist sehr langsam, ineffizient, uneinheitlich und nicht digital“, kritisierte König. „Das ist weder effizient noch fair und schon gar nicht ist es zukunftsfähig.“
Ein besonderes Problem sei dabei die Uneinheitlichkeit, erklärte Stefanie Minkley aus Hessen. Kosten und Fristen seien nicht nur je nach Bundesland unterschiedlich, sondern oftmals auch sehr intransparent. Das liege nicht an den Kammern, sondern an den Behörden. Viele seien vollends überfordert und personell nicht ausreichend ausgestattet.
Hinzu komme, dass die Verfahren für ausländische Kollegen oft nicht nur mit psychischen, sondern auch organisatorischen Härten verbunden seien. So müssten sie ihre Abschlüsse, Approbationen und andere wichtige Dokumente oft im Original bei den Behörden einreichen und dann auf den Bescheid warten, ohne zu wissen, wie lange das Verfahren dauern werde.
Dieselben Dokumente benötigten sie aber häufig auch für andere Behördengänge, vom Jobcenter bis zur Ausländerbehörde, und hätten diese dann nicht zur Verfügung, was zu weiteren Problemen führe. „Ich finde, es ist eine Frage des Respekts gegenüber den Kolleginnen und Kollegen, sie nicht in der Luft hängen zu lassen“, unterstrich Minkley.
Die Bundesärztekammer (BÄK) sei deshalb gebeten, sich für ein bundesweit einheitliches, digitales und zeitlich verbindliches Anerkennungsverfahren für ausländische ärztliche Qualifikationen einzusetzen, beschlossen die Delegierten daraufhin.
Ziel müssten klare Fristen, transparente Bewertungsmaßstäbe und ein zentrales digitales Portal sein. „Eine Zentralisierung würde das Verfahren für die Antragstellenden vereinheitlichen, vereinfachen und den Prozess dadurch effizienter machen“, heißt es auch in einem weiteren, ebenfalls mit großer Mehrheit angenommenen, Antrag dazu.
Auch die Kenntnisstandprüfung müsse standardisiert und zentralisiert werden. Deutschland sei aufgrund des demografischen Wandels auf die Zuwanderung von Ärztinnen und Ärzten zur medizinischen Versorgung der Patientinnen und Patienten angewiesen.
Dazu brauche es auch zusätzliches Personal. Die Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (ZAB) habe aufgrund der hohen Antragszahlen einen Aufnahmestopp verhängt und benötige unbedingt eine personelle Aufstockung. Zudem sei es sinnvoll, das Wissen über die ausländischen medizinischen Diplome zentral zu sammeln.
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