Ruf nach Versorgungsstrategien für älter werdende Bevölkerung

Berlin – Die orthopädisch-unfallchirurgischen Verbände in Deutschland haben neue Strategien zur Versorgung einer älter werdenden Bevölkerung angemahnt. Knapp ein Drittel der deutschen Bevölkerung sei bereits heute mindestens 60 Jahre alt. Der Anteil der über 80-Jährigen liege bei rund sieben Prozent.
„Sehr häufig werden alte Menschen am Ende ihres Lebens gerade durch Probleme am Bewegungsapparat sehr stark limitiert“, sagte Werner Siebert, Kongresspräsident des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2018 Ende Oktober in Berlin. Gerade die letzten zehn bis zwölf Jahres eines Lebens zeichneten sich durch eine Vielzahl von kleineren und größeren Erkrankungen am Bewegungsapparat aus, Mehrfacherkrankungen seien häufig, Chronifizierungen die Regel.
Diese Patienten benötigten häufig konservative Unterstützung und Rehamaßnahmen, die speziell auf ihr hohes Lebensalter abgestellt sein müssten. Die multimorbiden Zustandsbilder mit einer Vielzahl von verschiedenen Erkrankungen seien eine Herausforderung.
„Dieses Thema müssen wir aufgreifen, sowohl hinsichtlich der degenerativen Erkrankungen als auch der Traumaproblematik“, sagte Siebert, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) und der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) ist.
„Die Behandlung alter Patienten stellt besondere Anforderungen an Zeit, Personalaufwand und Fachkenntnis“, sagte Joachim Windolf, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) auf dem Kongress. Die DGU empfehle daher eine enge Zusammenarbeit mit Geriatern. „Auch bei chronischen Erkrankungen wie der Arthrose ist es sinnvoll, schon im frühen Stadium einen Altersmediziner einzubeziehen“, betonte auch Siebert.
Es sei bezeichnend, dass im Hospital for Special Surgery in New York inzwischen mehr als zehn Prozent der dort tätigen Ärzte aus Orthopädie und Unfallchirurgie als „Ortho-Geriatricians“ bezeichnet würden, also als Orthopäden, die sich speziell mit geriatrischen Problemen beschäftigen. „Dies ist eine Entwicklung, auf die wir uns ebenfalls einstellen müssen“, so Siebert.
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