S3-Leitlinie für immunologisch bedingte Nierenerkrankungen entwickelt

Berlin – Ein vom Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) gefördertes Projekt hat erstmals eine S3-Leitlinie fertiggestellt. Sie betrifft Glomerulonephritiden, also Entzündungen der Nierenkörperchen, die zumeist immunologisch bedingt sind.
Die evidenzbasierten Empfehlungen der Leitlinie sollen eine frühzeitige Diagnose und bestmögliche Behandlung sicherstellen – die Disziplinen Nephrologie, Rheumatologie und Immunologie sollten dazu laut dem Empfehlungen eng zusammenarbeiten.
Werden Glomerulonephritiden erst spät diagnostiziert und nicht optimal behandelt, kann es bei den Betroffenen zu einem dialysepflichtigen Nierenversagen kommen.
Der Innovationsausschuss hat die Leitlinienentwicklung für 29 Monate mit rund 227.000 Euro gefördert. Die Arbeitsgruppe hat in diesem Rahmen auch evidenzbasierte Patienteninformationen erstellt.
Die Leitlinie ist im Register der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) erschienen. An der Arbeit haben sich neben der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) vier weitere Fachgesellschaften beteiligt. Außerdem waren Patientenvertreter des Bundesverbandes Niere an der Arbeit beteiligt.
Die Gruppe der Glomerulonephritiden umfasst laut einer Information des Universitätsklinikums Erlangen entzündliche und nicht entzündliche Nierenerkrankungen, die vor allem die Nierenkörperchen betreffen.
Die Nierenkörperchen sind eine komplexe Struktur mit mehreren unterschiedlichen Zelltypen, in denen der Primärharn erzeugt wird. Daher können Erkrankungen der Nierenkörperchen schnell zu einem Nierenversagen führen. Häufig liegt als Ursache der Erkrankung ein immunologischer Mechanismus zugrunde.
Glomerulonephritiden werden in primäre und sekundäre Formen eingeteilt. Sekundäre Formen sind renale Beteiligungen bei Systemerkrankungen.
Die Leitlinie thematisiert neben Diagnose- und Behandlungsfragen auch offene Forschungsthemen, unter anderem zu klinischen Studien im Kindesalter: „Im starken Kontrast zu der Fülle an klinischen, randomisiert, kontrollierten Studien im Bereich der adulten Glomerulonephritiden finden sich für die Behandlung der Glomerulonephritiden im Kindesalter nur sehr wenige, laufende Studien. Es sollte auf dem Boden der bestehenden Daten auch prospektive randomisierte klinische Studien im Kindesalter erfolgen“, heißt es dort zum Beispiel.
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