Ärzteschaft

S3-Leitlinie Schizophrenie aktualisiert

  • Donnerstag, 16. Oktober 2025
/freshidea, stock.adobe.com
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Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) hat zusammen mit anderen Fachgesellschaften und Organisationen die S3-Leitlinie Schizophrenie aktualisiert. Die DGPPN kündigte an, dass die Leitlinie künftig jährlich aktualisiert werden soll.

Die aktualisierte S3-Leitlinie zeige „neue Wege für individuelle Therapien auf“, sagte die Präsidentin der Fachgesellschaft, Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank. Eine frühzeitige Erkennung und eine konsequente leitliniengerechte Behandlung von Menschen mit Schizophrenie seien wichtig, damit Komplikationen und das Leid für die Betroffenen selbst und für andere minimiert werden.

Die neue Leitlinie umfasst 154 Empfehlungen zu Diagnostik und Behandlung. Vier Empfehlungen wurden neu hinzugefügt, 145 wurden nach Überprüfung aktualisiert. An der Arbeit haben sich 41 Fachgesellschaften, Verbänden sowie Angehörigen- und Betroffenen-Organisationen beteiligt. Eine wesentliche Neuerung der Leitlinie sind Empfehlungen für medikamentöse Kombinationstherapien in bestimmten Fällen.

„Mit den neuen Empfehlungen erweitern wir die Behandlungsmöglichkeiten für Patientinnen und Patienten, die auf eine Einzelmedikation nicht ausreichend ansprechen. Die Auswahl der Medikamente muss individuell erfolgen“, erläuterte Alkomiet Hasan, Leiter der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universität Augsburg und Koordinator der neuen Leitlinie.

Die unerwünschten Arzneimittelwirkungen seien dabei besonders wichtig, denn diese entscheiden laut dem Experten häufig darüber, ob die Patienten die Medikation langfristig einnehmen.

Die Leitlinie stärkt den Stellenwert der Psychotherapie in der Behandlung der Schizophrenien. Neu aufgenommen wurden unter anderem traumafokussierte Verfahren, die bei komorbider Posttraumatischer Belastungsstörung unterstützen können, sowie Verfahren der achtsamkeitsbasierten Psychotherapie.

„Entscheidend für eine wirksame Behandlung ist ein ganzheitlicher Behandlungsansatz. Die Kombination von Antipsychotika mit kognitiver Verhaltenstherapie und psychosozialen Verfahren ist nach aktuellem Stand der Forschung von zentraler Bedeutung. Auch die Förderung der somatischen Gesundheit muss unbedingt im Blick gehalten werden“, so Hasan. 

Neben Psychotherapie und Pharmakotherapie betont die Leitlinie die Wichtigkeit psychosozialer Interventionen. Dazu zählen unter anderem Bewegungstherapien und die konsequente Einbindung der Angehörigen.
Die Leitlinie greift zudem digitale Ansätze auf, zum Beispiel eine Avatar-Therapie zur Behandlung von auditiven Halluzinationen.

Die besondere Problematik des gleichzeitigen Drogen- oder Alkoholkonsums wird in der Leitlinie nicht mehr im Detail behandelt. Hierzu wird derzeit eine separate S3-Leitlinie erarbeitet, die der DGPPN zufolge voraussichtlich Ende des Jahres erscheint.

Etwa ein Prozent der Bevölkerung erkrankt im Laufe des Lebens an einer Schizophrenie. Die Erkrankung geht mit erheblichem persönlichem Leid und einem hohen Risiko für soziale und berufliche Beeinträchtigungen einher: Menschen mit einer Schizophrenie sterben laut der DGPPN durchschnittlich 15 bis 20 Jahre früher als die Allgemeinbevölkerung.

hil

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