S3-Leitlinie zu Polytrauma und Schwerverletztenbehandlung aktualisiert

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) hat gemeinsam mit 25 Fachgesellschaften und Berufsverbänden ihre S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung überarbeitet.
Die vierte Auflage der Leitlinie umfasst auf knapp 500 Seiten mehr als 330 Empfehlungen – von ihnen sind 69 neu und 70 auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse weiterentwickelt worden.
„Die Polytrauma-Leitlinie ermöglicht schnelles und sorgfältiges Handeln in zeitkritischen Notfallsituationen. Wir verfolgen damit die bestmöglichen Überlebenschancen für unsere Patienten und das Ziel, sie möglichst vollständig zu heilen“, sagte der DGU-Präsident Steffen Ruchholtz, geschäftsführender Direktor des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg.
In Deutschland gibt es laut der DGU jedes Jahr knapp zehn Millionen Unfallopfer. Mehr als 30.000 Menschen verletzen sich so schwer, dass sie in Lebensgefahr schweben.
Die Leitliniengruppe gibt für die Versorgung Schwerverletzter am Unfallort knapp 100 Empfehlungen. In dieser Phase geht es vor allem darum, die Blutung zu stoppen, den Atemweg zu sichern und den Kreislauf beispielsweise durch Infusionen zu stabilisieren.
Weitere knapp 250 Empfehlungen widmen sich der Anschlussbehandlung im Schockraum des Krankenhauses oder einem Operationssaal. Ärzte erhalten in der Leitlinie Hinweise für Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma und für Verletzungen an Wirbelsäule, Bauch, Becken, Armen, Beinen oder dem Urogenitaltrakt.
„Wir haben Art und Zeitpunkt der Versorgung von verletzten Organen und des Bewegungsapparates so detailliert wie möglich beschrieben und unterstützen damit die Entscheidungsfindung in heiklen Situationen“, erläuterte der Leitlinienkoordinator und Mitautor Dan Bieler, Leiter der DGU-Sektion Notfall-, Intensivmedizin und Schwerverletztenversorgung.
Schwerverletzte werden in Deutschland in der Regel in einem der über 600 Traumazentren der Initiative TraumaNetzwerk DGU® versorgt. Die Zentren pflegen ihre Behandlungsdaten in das Traumaregister DGU ein.
Erkenntnisse aus dem Register haben nun die Aktualisierung von Leitlinienempfehlungen ermöglicht. „Durch die enge Verzahnung zwischen Wissenschaft und Versorgung können wir Schwerverletze nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen behandeln“, betonte der DGU-Vizepräsident Benedikt Friemert.
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