Ärzteschaft

Sächsische Landesärztekammer sieht medizinische Versorgung regional gefährdet

  • Mittwoch, 25. November 2020
/picture alliance, Waltraud Grubitzsch
/picture alliance, Waltraud Grubitzsch

Dresden – Die Landesärztekammer Sachsen (SLÄK) sieht durch das SARS-CoV-2-Infekti­onsgeschehen die medizinische Versorgung in einigen Regionen akut gefährdet. „Ostsa­ch­sen ist schon an der Grenze der Belastbarkeit“, sagte Landesärzte­kammerpräsi­dent Erik Bodendieck heute.

In Görlitz müssten die Krankenhäuser bereits Patienten verlegen. Das aufgrund der zeit­verzögerten Entwicklung mit steigenden Zahlen zu rechnen sei, stelle ein „bedenk­liches Zeichen“ dar, so Bodendieck. Sachsenweit betrage die Auslastung der intensiv­medizini­schen Kapazitäten bereits jetzt 75 Prozent. Zudem müssten COVID-19-Erkrankte länger als übliche Patienten betreut werden.

Angesichts der schwierigen personellen Situation plädierte Bodendieck dafür, das Ar­beits­zeitgesetz und die Personaluntergrenzen in Krankenhäusern während der Coronakri­se befristet auszusetzen. Wenn sich die Lage weiter verschärfe, müsse man auch darüber diskutieren, ob infizierte und nicht erkrankte Mitarbeiter weiter an Patienten arbeiten.

Mit den Sorgen steht Bodendieck in Sachsen nicht alleine da. Ähnlich äußerte sich der Leiter der Intensivmedizin am Uniklinikum (UKL) Leipzig, Sebastian Stehr. Auch er hält die Coronalage in Sachsen für besorgniserregend. Von den zehn Landkreisen mit der höchsten Inzidenz bundesweit lägen vier in Sachsen. Das sei aus intensivmedizinischer Sicht, als sähe man am Horizont einen Sturm aufziehen, sagte der Mediziner.

Derzeit würden am UKL 20 Coronapatienten auf der Intensivstation behandelt. In der ersten Welle im Frühjahr seien es deutlich weniger gewesen. Der seit Anfang November geltende Lockdown light spiegele sich noch nicht in den Zahlen in der Intensivmedizin wider. Erst eine Verschärfung wäre wahrscheinlich das, was einen sichtbaren Effekt bringen würde, sagte Stehr.

Die Coronaneuinfektionen nehmen in Sachsen nach Angaben des Gesundheitsminis­teriums „weiterhin sehr stark zu“. Der Freistaat hat nach einer Übersicht des Robert-Koch-Instituts derzeit die höchste Inzidenz aller Flächenländer. Nur Berlin hat einen noch höheren Wert von Neuerkrankungen je 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen.

Hinsichtlich der Coronaleugner unter der Ärzteschaft warnte Bodendieck nachdrücklich vor einer Verharmlosung der Coronapandemie. Gemeinwohlgefährdende Äußerungen, welche wissenschaftliche Erkenntnisse ignorierten, stünden der Verantwortung von Ärzten entgegen.

Auch das Ausstellen medizinisch nicht indizierter Maskenatteste ohne genaue Angabe von Gründen lehne man strikt ab. Entsprechende Tatbestände würden von der Landes­ärztekammer wo nötig und möglich berufsrechtlich geprüft und gegebenenfalls sanktio­niert.

aha/dpa

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