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Salmonellen: Ferrero muss Produktion in Belgien stoppen

  • Freitag, 8. April 2022
/Vitalii, stock.adobe.com
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Frankfurt – Aufgrund von Salmonellenfällen in mehreren Ländern muss der Süßwarenhersteller Ferrero die Produktion in einer Fabrik in Belgien vorerst stoppen. Die Aufsichtsbehörde AFSCA kündigte heute an, die Produktionslizenz für das Werk in Arlon zu entziehen.

Ferrero habe in den Ermittlungen nicht ausreichend Informationen geliefert, so die Mitteilung. Alle Pro­dukte aus dem Werk müssen demnach zurückgerufen werden, unabhängig von ihrem Produktionsdatum.

Dies umfasst laut der Mitteilung alle Kinder Surprise, Kinder Mini Eggs, Kinder Surprise Maxi und Scho­ko-Bons, die in Arlon gefertigt wurden. AFSCA bat auch alle Vertriebsfirmen, die entsprechenden Pro­dukte aus dem Einzelhandel zu nehmen. Das Werk in Arlon dürfe erst wieder öffnen, wenn alle Regeln und Anforderungen der Lebensmittelsicherheit erfüllt seien.

Schon im Dezember war dem Süßwarenriesen ein Salmonellenfall in der Fabrik im belgischen Arlon bekannt geworden, die seit einigen Tagen im Fokus der Lebensmittelbehörden steht. Dies geht aus einer Mitteilung von Ferrero France in Luxemburg hervor.

Der Mitteilung zufolge wurden am 15. Dezember am Standort Arlon Salmonellen in einem Sieb am Aus­lass von zwei Rohstofftanks festgestellt. Die daraus gefertigten Produkte seien daraufhin zurückgehalten worden. Der Filter sei ausgetauscht und Kontrollen der unfertigen und fertigen Produkte seien gesteigert worden, so Ferrero.

Warum Ferrero nicht schon damals die bereits im Umlauf befindlichen Produkte zurückrief, geht aus der Mitteilung nicht hervor. In den vergangenen Tagen hat das Unternehmen in etlichen Ländern Produkte seiner „Kinder“-Süßwarenserie zurückgerufen – nun auch in den USA, wie aus einer Unternehmensmittei­lung hervorgeht, die die US-Lebensmittelbehörde FDA gestern veröffentlichte.

Heftige Kritik an dem Unternehmen übte indes die Verbraucherorganisation Foodwatch. „Wenn so ein Fehler passiert, muss die Bevölkerung sofort gewarnt werden“, sagte heute Andreas Winkler von Food­watch. Seiner Ansicht nach sind Eigenverantwortung und Eigenkontrollen der Hersteller nicht ausrei­chend, notwendig seien „Transparenzpflichten für Behörden, damit Fälle wie Ferrero umgehend öffentlich gemacht werden müssen.“

In Europa nahmen die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA und die EU-Gesundheitsbehörde ECDC Untersuchungen auf. Die beiden Behörden hatten vorgestern von 105 bestätigten Salmonellenfällen und 29 Verdachtsfällen gesprochen, die meisten davon bei Kindern im Alter von unter zehn Jahren. Bestimmte Schokoladenprodukte seien als wahrscheinlicher Infektionsweg identifiziert worden.

Bereits gestern weitete Ferrero seinen Produktrückruf in Deutschland auch auf einige Weihnachtsartikel aus. Es handelt sich unter anderem um spezielle Überraschungseier und Adventskalender, jeweils mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 20. April 2022, wie aus einer Übersicht hervorgeht. Betroffen von der Ausweitung des Rückrufs seien lediglich Bayern, Berlin, Hessen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, wie es in dem von Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sowie den Ländern betriebenen Portal lebensmittelwarnung.de weiter hieß.

Schon am Dienstag hatte der italienische Ferrero-Konzern bestimmte „Kinder“-Produkte in mehreren europäischen Ländern zurückgerufen. Betroffen waren bestimmte Chargen, die in der belgi­schen Fabrik hergestellt und in Frankreich, Belgien, Großbritannien, Deutschland, Schweden und den Niederlanden vertrieben wurden. Ferrero sprach von einer Vorsichtsmaßnahme. In Deutschland habe es bislang keine bestätigten Salmonellenfälle gegeben.

Auch in den USA gab es demnach bislang keine bestätigten Fälle – dennoch wurden auch hier bestimm­te „Kinder“-Produkte zurückgerufen, wie Ferrero gestern mitteilte. Ferrero fügte hinzu, dass das Unter­nehmen eng mit den Einzelhändlern zusammenarbeite, um sicherzustellen, dass die Produkte nicht mehr „zum Kauf verfügbar“ seien. Der Konzern nehme die Lebensmittelsicherheit und seine Verpflichtung zur Verbraucherfürsorge „sehr ernst“.

Salmonellen können Symptome wie Durchfall, Fieber und Magenkrämpfe auslösen und sind eine der am häufigsten durch Lebensmittel übertragenen Infektionen. Potenziell gefährdet für schwerere Krankheits­verläufe sind vor allem Säuglinge, Kleinkinder, ältere Menschen sowie solche mit einem geschwächtem Immunsystem.

dpa/afp

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