Sanofi und Boehringer stehen vor milliardenschwerem Tauschgeschäft
Paris/Ingelheim – Die beiden Pharmakonzerne Sanofi und Boehringer Ingelheim verhandeln über den milliardenschweren Tausch zweier Sparten. Die Franzosen wollen ihr Tiermedizingeschäft loswerden und dafür die rezeptfreien Mittel von Boehringer bei sich eingliedern, teilten beide Unternehmen am Dienstag mit. Boehringer müsste dann noch 4,7 Milliarden Euro zuzahlen. Für beide Konzerne wären es Schritte zu mehr Spezialisierung. Nach eigenen Angaben hätten sie so die Möglichkeit, Weltmarktführer mit den jeweiligen Sparten zu werden. Boehringer gehört zu den größten Pharmakonzernen Deutschlands und beschäftigt weltweit gut 47 000 Mitarbeiter.
Abschließende Verträge sollen in den kommenden Monaten nach Gesprächen mit den Sozialpartnern unterzeichnet werden. Beide Unternehmen wollen den Tausch im vierten Quartal 2016 abschließen. Die Kartellbehörden müssen noch zustimmen. 2017 werde die Transaktion voraussichtlich noch keinen Einfluss auf den Gewinn je Aktie haben, teilte Sanofi mit. Danach werde der Deal diese Kennzahl aber steigern.
Boehringer würde Unternehmensangaben zufolge durch die Übernahme zur Nummer zwei im weltweiten Geschäft mit Tiermedizinprodukten werden und könnte sogar die Weltspitze angreifen. Zusammen würden die beiden Bereiche 2015 rechnerisch einen Umsatz von 3,8 Milliarden Euro erzielen, hieß es in der Mitteilung. Boehringer-Chef Andreas Barner erklärte: “Unser gemeinsames Geschäft für Tiergesundheit wäre für weiteres Wachstum hervorragend aufgestellt – damit würde ein weltweit führendes Unternehmen entstehen.“
Sanofi hatte bereits Anfang November eine Trennung von der Tiermedizinsparte ins Spiel gebracht. Stärker werden wolle der Konzern unter anderem bei Medikamenten gegen Multiple Sklerose und Krebs sowie bei rezeptfreien Mitteln, hieß es zu dem Zeitpunkt.
Zur Boehringer-Sparte Consumer Healthcare gehören Mittel wie die Kopfschmerzmedikamente Thomapyrin, der Hustensaft Mucosolvan und das Bauchschmerzmittel Buscopan. Das China-Geschäft der Sparte will Boehringer behalten. Den Rest bewerten beide Unternehmen mit 6,7 Milliarden Euro. Mit einem Teil der 4,7 Milliarden Euro, die Boehringer dazu noch an Sanofi zahlen müsste, wollen die Franzosen eigene Aktien zurückkaufen.
Sanofi würde nach eigenen Angaben durch den Zuwachs bei rezeptfreien Mitteln in diesem Geschäft zum Weltmarktführer werden. Der Umsatz läge im laufenden Jahr rechnerisch bei 5,1 Milliarden Euro, der Marktanteil würde nahezu 4,6 Prozent betragen, teilte Sanofi mit.
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