SARS-CoV-2: Bund will Kapazitäten gegen Impfstoffverfall aufbauen

Berlin – Die Bundesregierung will die Kapazitäten zur Verimpfung von COVID-19-Impfstoffen in anderen Ländern ausbauen, um den Verfall nicht nachgefragter Dosen zu verhindern. Das hat das Auswärtige Amt Ende vergangener Woche erklärt.
Es gibt nach wie vor weltweit mehr Impfstoffdosen gegen COVID-19 als Nachfrage nach ihnen. Nach Angaben des Auswärtigen Amts (AA) gilt das auch für bereits an neue Varianten angepasste Impfstoffe.
Demnach hat die Bundesrepublik bisher insgesamt rund 119,6 Millionen Impfdosen an 46 Länder gespendet, von denen 111,5 Millionen Impfdosen aus der Impfstoffplattform COVAX stammen. Etwas mehr als acht Millionen Impfdosen seien bilateral an sechs verschiedene Länder gespendet worden.
Weitere 1,7 Millionen Impfstoffdosen, die an zwei weitere Länder gespendet werden sollen, befinden sich nach Angaben des AA derzeit noch in Auslieferung. Um welche Länder es sich handelt, hat das Ministerium nicht erklärt.
Im April hatte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) auf eine parlamentarische Anfrage der Unionsfraktion im Bundestag noch geantwortet, Spendenziel seien 176 Millionen Dosen im Jahr 2022. Demnach waren zu dem Zeitpunkt nur noch 30 Millionen Dosen offen.
Allerdings hatte das BMG damals alle angebotenen und von Empfängern angenommenen Impfstoffdosen in seine Berechnung miteinbezogen – also auch jene, die noch gar nicht ausgeliefert worden waren. Das AA hingegen hat nun nur tatsächlich ausgelieferte Dosen miteinbezogen.
Angesichts der hohen Bestände hierzulande plant die Bundesregierung mit weiteren Spenden, muss aber auch zusehen, dass die Impfstoffe angesichts des großen Angebots auch wirklich genutzt werden.
„Deutschland steht bereit mehr Impfstoffe abzugeben, auch angepasste Impfstoffe“, erklärt das AA. Das weltweite Angebot übersteige derzeit allerdings die Nachfrage nach COVID-19-Impfstoffen.
Deswegen engagiere sich die Bundesregierung zudem multilateral und bilateral dafür, die Kapazitäten zur Verimpfung von COVID-19-Impfstoffdosen in den Empfängerländern zu steigern. Dafür stelle sie im Rahmen der sogenannten „Last Mile Initiative“ bis zu 850 Millionen Euro zur Verfügung.
Die Initiative stellt nach Angaben der Bundesregierung einen wesentlichen Teil des deutschen Beitrags für ACT-A dar, dem internationalen Programm „Access to Covid-19 Tools Accelerator“, das Deutschland 2020 mitgegründet hatte. Zu ihr gehört auch die Impfstoffplattform COVAX.
Die Bundesrepublik ist zweitgrößter Geldgeber, wozu ganz wesentlich die 850 Millionen Euro für die Last Mile Initiative beisteuern. Ihr Ziel ist es, die Anzahl der Impfungen mit den inzwischen verfügbaren Impfstoffen zu erhöhen.
Denn zwar seien Impfstoffe mittlerweile global gut verfügbar, das Nadelöhr ist aber mittlerweile die Kapazität der jeweiligen Gesundheitssysteme in wirtschaftlich schwachen Ländern. Deshalb sollen Länder mit schwachen Gesundheitssystemen – unter anderem auf dem afrikanischen Kontinent und im Nahen Osten – dabei unterstützt werden, Impfungen durchzuführen.
Dazu zählt auch Aufklärung: Deutschland und andere Länder wollen Impfkampagnen finanzieren, um dort gegen Impfskepsis und Desinformation vorzugehen und das Vertrauen in Impfstoffe zu stärken.
Zu den Pilotpartnern der Initiative gehören unter anderem Bangladesch, Kambodscha, Kamerun, Kolumbien, Georgien, Ghana, Jordanien, Kenia, Libanon, Nepal, Niger, Nigeria, Somalia, Südafrika, Syrien, Tadschikistan, Tansania, Uganda, Jemen und Sambia.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: