Politik

SARS-CoV-2: Erstmals mehr als 1.000 Neuinfektionen seit Mai

  • Donnerstag, 6. August 2020
/picture alliance, Sven Simon, Frank Hoermann
/picture alliance, Sven Simon, Frank Hoermann

Berlin – Erstmals seit drei Monaten hat das Robert Koch-Institut (RKI) mehr als 1.000 Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 binnen 24 Stunden registriert. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI demnach exakt 1.045 neue Infektionen mit dem Virus innerhalb eines Tages, wie es heute am frühen Morgen hieß.

Die Schwelle von 1.000 neuen Coronafällen war zuletzt am 7. Mai überschritten worden. Danach war die Zahl in der Tendenz gesunken, doch seit drei Wochen steigt die Zahl der neu gemeldeten Fälle in Deutschland wieder an. Im Vergleich zu den gemeldeten Fällen im Frühjahr ist diese Zahl immer noch gering. Der Höhepunkt der neuen Ansteckungen war Anfang April mit mehr als 6.000 erreicht worden.

Relevant ist aber auch die Wachstumsrate: Seit ungefähr zwei Wochen wächst die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen um etwas mehr als 25 Prozent pro Woche. Zwar ist dieses Wachstum deutlich langsamer als im Frühjahr, aber ein andauerndes Wachstum in dieser Größenordnung würde dazu führen, dass die Zahl der täglich neu gemeldeten Fälle in etwa neun Wochen einen neuen Höchststand erreicht, wie das Science Media Center heute berichtet.

Anders als Mitte Juni, als es beispielsweise beim Schlachtbetrieb Tönnies in Nordrhein-Westfalen einen großen Ausbruch gab, ist der jetzige Anstieg auch nicht hauptsächlich auf einzelne Brennpunkte zurückzuführen. Auf Landkreisebene steigen die Zahlen oft nur leicht. Doch über alle Kreise hinweg summiert sich dieser Effekt.

Nachlässigkeit lässt Fallzahlen ansteigen

Experten fürchten eine solche Entwicklung, weil sie sich nicht mit einigen wenigen har­ten Maßnahmen eindämmen lässt. Als Ursache für den Anstieg nannte RKI-Präsident Lo­thar Wieler bereits vorige Woche Nachlässigkeit bei der Einhaltung der Verhaltensregeln. Ob es sich um den Beginn einer möglichen zweiten Welle handele, sei unklar.

Immer wieder wird vor einer zweiten Coronawelle in Deutschland gewarnt. Allerdings gehen die Meinungen auseinander, ob und wann diese Welle kommt, ob sie womöglich bereits da ist – und ob man überhaupt von Wellen sprechen sollte.

Seit Beginn der Coronakrise haben sich laut RKI mindestens 213.067 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus SARS-CoV-2 infiziert (Datenstand 6.8., 0.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Coronainfektion liegt nach RKI-An­gaben bei 9.175. Bis Donnerstagmorgen hatten 195.200 Menschen die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden.

Die Reproduktionszahl lag nach RKI-Schätzungen (Datenstand 5.8., 0.00 Uhr) in Deutsch­land bei 0,9 (Vortag: 1,02). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwa einen weite­ren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa einein­halb Wochen zuvor ab.

Zudem gibt das RKI ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Es bezieht sich auf einen länge­ren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schät­zungen lag dieser Wert mit Datenstand 5.8., 0.00 Uhr, bei 0,97 (Vortag: 0,99). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.

Angesichts der Zahlen hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) an die Menschen in Deutschland appelliert, die Pandemieregeln einzuhalten. „Geben wir weiter aufeinan­der acht“, sagte der Minister heute in Berlin. Bei manchem habe sich das Gefühl einge­stellt, die Pandemie sei „doch gar nicht so schlimm“. Es gebe eine gewisse Ermüdung, was die Einhaltung der Regeln betreffe.

„Die Pandemie ist noch nicht vorbei“, betonte der Minister. Corona in Schach zu halten, sei ein „Langstreckenlauf“. Was jetzt zu beobachten sei, seien „viele kleinere Ausbrüche“. Er verwies darauf, dass viele Neuinfektionen auf Familienfeiern, Veranstaltungen, oder auch den Arbeitsplatz zurückgehen.

nec/dpa/afp

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