SARS-CoV-2 kann die Leber infizieren und schädigen

Hamburg – Forscher haben SARS-CoV-2 in der Leber von Patienten nachgewiesen, die an COVID-19 gestorben sind. Eine Infektion kann laut der Publikation in Nature Metabolism (2022; DOI: 10.1038/s42255-022-00552-6) zu einer Funktionsstörung des zentralen Stoffwechselorgans führen.
Bei schweren Verläufen von COVID-19 kommt es nicht selten zu einem Anstieg der Leberwerte. Unklar war bisher, ob dies eine allgemeine Reaktion auf die Erkrankung ist oder ob die Viren die Leber direkt schädigen können. Frühere Studien hatten das Virus bereits vereinzelt in Leberzellen nachgewiesen. Ein Team um Prof. Tobias Huber vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf hat den Lebertropismus des Pandemievirus jetzt systematisch erforscht.
Zunächst konnten die Forscher bestätigen, dass es bei Infektionen mit SARS-CoV-2 zu einem Anstieg der Leberenzyme AST und ALT kommt. In einer Gruppe von Patienten mit nosokomialen Infektionen setzte der Anstieg der Leberenzyme erst nach der Infektion ein.
Bei 31 von 49 Patienten, die an COVID-19 gestorben waren, wurde die Virus-RNA in Hepatozyten, Kupfferzellen und Immunzellen der Leber nachgewiesen. Bei 2 von 3 Patienten konnten die Forscher sogar infektiöse Viren isolieren.
Die Viren könnten über die ACE2-Rezeptoren in die Zellen gelangt sein, die auch auf den Leberzellen vorhanden sind. Tobias Huber hält es aber auch für möglich, dass der Rezeptor SRB1, über den Cholesterin von den Zellen aufgenommen wird, den Eintritt in die Zellen erleichtert, wie dies für Hepatitis-C-Viren nachgewiesen wurde. Ein weiteres Zeichen für eine aktive Infektion war, dass die Leberzellen eine für Virusinfektionen typische Interferon-Antwort zeigten, deren Signatur Ähnlichkeit mit Hepatitisinfektionen aufwies.
Die Hamburger Forscher halten es für möglich, dass es bei einigen COVID-19-Patienten zu Spätschäden an der Leber kommen könnte.
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