SARS-CoV-2: Neue Variante XBB.1.16 in den USA und England angekommen

Atlanta und London – Die neue Omikron-Subvariante XBB.1.16 (Arcturus), die zuerst in Indien aufgetreten ist und seit der letzten Woche auf der Beobachtungsliste der Weltgesundheitsorganisation (WHO) steht, hat die westlichen Länder erreicht.
In den USA ist sie zur zweithäufigsten Variante geworden, aus England wurden die ersten Todesfälle gemeldet. Experten gehen dennoch nicht von einer besonderen Bedrohung aus.
Nach Angaben der WHO wurde die Subvariante XBB.1.16 erstmals am 9. Januar 2023 beobachtet und am 22. März 2023 als Variante unter Überwachung (VUM) ausgewiesen. Am 17. April 2023 wurde XBB.1.16 von der WHO zur Variante von Interesse (VOI) hochgestuft.
Zu diesem Zeitpunkt waren auf der Plattform GSIAID 3.648 Sequenzen aus 33 Ländern hinterlegt worden. Die meisten Fälle wurden aus Indien (2.314), den USA (396), Singapur (250), Australien (143) und Kanada (94) gemeldet.
In Großbritannien wurde die neue Subvariante, wie die oberste Gesundheitsbehörde gestern mitteilte, bisher bei 135 Patienten nachgewiesen, darunter 120 aus England, 8 aus Wales 5 aus Schottland und 2 aus Nordirland.
Im jüngsten Update der US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) ist Arcturus für 7 % der Infektionen in den USA verantwortlich und belegt damit nach XBB.1.5 (Anteil 78 %) Platz 2 der Rangliste.
Da nur eine geringe Zahl der Proben sequenziert wird, ist unklar, wie stark sich Arcturus in den einzelnen Ländern ausgebreitet hat. Es scheint aber, dass die neue Variante zumindest infektiöser ist als frühere. Laut dem jüngsten Technical Briefing der UK Health Security Agency (UKHSA) hat XBB.1.16 einen Wachstumsvorteil gegenüber XBB.1.5.
Diese Einschätzung sei jedoch noch vorläufig, da die Zahl der Meldungen noch gering ist, heißt es in dem Bericht. Zur Pathogenität gibt es erst wenige Angaben. In England hat es unter den ersten 105 Infektionen 5 Todesfälle gegeben, was aber auch mit dem hohen medianen Alter von 74 Jahren zusammenhängen könnte.
XBB.1.16 infiziert auch jüngere Menschen. Der Virologe Matthew Binnicker von der Mayo Clinic in Rochester berichtete, dass es bei den jungen Patienten häufiger zu einer Konjunktivitis komme, was für COVID-19 ungewöhnlich ist und eher für einen milden Verlauf spricht.
Der Leiter des Genetics Institute am University College London, Francois Balloux, führt die rasche Ausbreitung in Indien darauf zurück, dass es dort vorher keine XBB.1.5-Welle gegeben hat. XBB.1.16 sei sehr eng mit XBB.1.5 verwandt. Balloux rechnet nicht damit, dass die Variante in England große Auswirkungen auf die Fallzahlen und noch weniger auf Krankenhausaufenthalte und Todesfälle haben werde.
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