Ausland

SARS-CoV-2: Pflegeverband wegen Ansteckungen alarmiert

  • Freitag, 15. Mai 2020
/herraez, stock.adobe.com
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Genf − Weltweit bewegt sich die Zahl der mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infizierten Mit­arbeiter im Gesundheits- und Pflegebereich nach Zählung des Internationalen Ver­bands der Pflegekräfte (ICN) auf 100.000 zu. Mehr als 260 von ihnen seien an der In­fektion gestorben.

Der Verband bezieht sich auf Zahlen, die Mitgliedsorganisationen gemeldet haben − bei weitem nicht aus allen Ländern der Welt. Deshalb sei die wahre Zahl wahrscheinlich deutlich höher, sagte Verbandschef Howard Catton gestern in Genf.

In einigen Ländern seien zehn und mehr Prozent der Infizierten aus dem Pflegebereich. Der Verband repräsentiert rund 20 Millionen Krankenschwestern- und -pfleger in mehr als 100 Ländern.

Die Krankenschwester Aline Salgado aus Mexiko berichtete von Ängsten und Anfeindun­gen. Viele Kolleginnen lebten in Angst, sich selbst zu infizieren und das Virus an ihre Fa­milien weiterzugeben, sagte sie.

Gleichzeitig würden Pflegekräfte auf offener Straße angefeindet, weil sie einigen Men­schen als Träger des Virus gelten. Salgado sagte, sie habe sich bei der Arbeit selbst infi­ziert und war zu Hause in Quarantäne.

Weltweit hätten schon vor der Krise sechs Millionen Pflegekräfte gefehlt, sagte Catton. Die Coronakrise könne dazu führen, dass sich weniger Menschen für diesen Beruf ent­scheiden.

In den reichen Ländern seien 16 Prozent der Pflegekräfte Ausländer oder im Ausland aus­gebildet worden. Grenzschließungen machten die Anwerbung jetzt schwierig. Anderer­seits könne es problematisch werden, wenn reiche Länder mehr Pflegekräfte aus dem Ausland anwerben und in den Heimatländern dann Personal fehle.

Der Verband verlangte eine systematische Registrierung aller Infizierten im Pflege­be­reich. Unklar sei, ob sie sich vor allem in Intensivstationen mit COVID-19-Patienten an­steckten oder auf anderen Stationen, oder ob langen Schichten eine Rolle spielten.

Eine Theorie ist, dass Pflegekräfte mit 13 oder mehr Dienststunden am Stück womöglich aus Übermüdung Vorsichtsmaßnahmen vergessen.

dpa

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