Schlaganfall: Verlängertes Langzeit-EKG erkennt Vorhofflimmern häufiger

Göttingen – Die Chance, ein Vorhofflimmern zu diagnostizieren, das bei vielen Patienten nur zeitweise auftritt, kann durch die Verlängerung des EKG-Monitorings von 24 Stunden auf zehn Tage deutlich gesteigert werden. Dies zeigt eine randomisierte kontrollierte Studie in Lancet Neurology (2017; doi: 10.1016/S1474-4422(17)30002-9).
Das Vorhofflimmern ist eine wichtige Ursache für den Schlaganfall. Ein EKG gehört deshalb zu den Standarduntersuchungen aller Schlaganfallpatienten, da eine orale Antikoagulation häufig einen zweiten Apoplex verhindern kann. Üblich ist ein 24-Stunden-EKG, mit dem ein Vorhofflimmern jedoch nur selten erkannt wird. Eine randomisierte Studie an vier Kliniken in Deutschland hat deshalb untersucht, ob sich durch die Verlängerung des EKGs auf zehn Tage die Zahl der Patienten, bei denen ein Vorhofflimmern erkannt wird, steigern lässt.
Dies war tatsächlich der Fall. Wie Rolf Wachter, Universität Göttingen und Mitarbeiter berichten, wurde in der Gruppe mit dem 10-Tages-EKG drei Mal häufiger Vorhofflimmern gefunden (13,5 Prozent) als in der Gruppe mit Standarddiagnostik (4,5 Prozent). Der absolute Unterschied von 9,0 Prozentpunkten war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 3,4 bis 14,5 hochsignifikant und es bedeutet, dass auf elf Untersuchungen mit dem Langzeit-EKG bei einem Patienten zusätzlich ein Vorhofflimmern gefunden wird, das sonst übersehen wurde.
Diesen Patienten kann dann eine orale Antikoagulation angeboten werden, die möglicherweise einen zweiten Schlaganfall verhindert. Laut Wachter traten bei den Patienten, die das Langzeit-EKG bekamen, zu 40 Prozent weniger erneute Schlaganfälle oder ihre Vorstufe TIA (transitorisch ischämische Attacke) auf. Das Team plant jetzt eine weitere größere Studie mit 5.000 Teilnehmern. Sie soll endgültig belegen, dass das Langzeit-EKG durch eine verbesserte Behandlung die Morbidität und Mortalität am Schlaganfall senkt.
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