Schlaganfall: Frühe Komplikationen erhöhen die Überlebenschancen

Toronto – Eine Sekundärprävention sollte auch bei kleinen Schlaganfällen (transient, ischämische Attacke, TIA) erfolgen, wenn in den ersten 90 Tagen nach dem Vorfall keine Komplikationen auftreten. Denn schon nach einem Jahr ist das Mortalitätsrisiko doppelt so hoch wie das von Patienten mit frühen Komplikationen. Zu diesem Ergebnis kommen kanadische Forscher in einer retrospektive Fall-Kontroll-Studie, die im Canadian Medical Association Journal publiziert wurde (2017; doi: 10.1503/cmaj.161142).
In der Studie untersuchten die Forscher um Richard Schwartz und Jodie Edwards vom Sunnybrook Research Institute in Toronto mehr als 26.000 TIA- und Schlaganfall-Patienten, die ohne Komplikationen in den ersten 90 Tagen aus dem Krankenhaus entlassen wurden. Eine erneute stationäre Aufnahme in diesem frühen Zeitraum war nicht nötig. Auf einen längeren Zeitraum hatten sie im Vergleich zur Kontrollgruppe dennoch ein schlechteres Outcome. Zwar waren in der Kontrollgruppe mit mehr als 260.000 Schlaganfall-Patienten zu Beginn Komplikationen aufgetreten. Nach einem Jahr traten bei ihnen aber deutlich weniger primäre Endpunkte wie Todesfälle, Herzinfarkte und Schlaganfälle auf.
Nach einem, drei und selbst noch nach fünf Jahren war das Risiko für einen primären Endpunkt doppelt so hoch, wenn es in den ersten 90 Tagen keine Komplikationen gab (Hazard Ratio [HR] nach einem Jahr: 2,4; nach drei Jahren: 2,2; nach fünf Jahren: 2,1). Am höchsten war das Risiko für einen Schlaganfall. Es versiebenfachte sich (HR = 6,8) nach einem Jahr.
Die Studienautoren schlagen daher vor, Rehabilitationsprogramme über einen längeren Zeitraum anzulegen. Das beinhaltet eine Kontrolle des Blutdrucks und von Vorhofflimmern, Hilfe bei der Rauchentwöhnung und körperliche Aktivität. TIA- oder Schlaganfall-Patienten sollten dahingehend statt für ein paar Monate für mehrere Jahre begleitet werden. Auch wenn das Risiko in den ersten 90 Tagen nach einem Mini-Schlaganfall am höchsten ist, einen schwerwiegenderen Schlaganfall zu erleiden.
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