„Schlimmste Cholera-Epidemie“ aller Zeiten im Jemen

Sanaa/Berlin – Die Vereinten Nationen haben angesichts der dramatischen Lage im Jemen zu mehr internationaler Hilfe aufgerufen. „Das ist der schlimmste Cholera-Ausbruch der Welt inmitten der größten humanitären Krise der Welt“, hieß es heute in einer gemeinsamen Mitteilung des UN-Kinderhilfswerks Unicef, des Welternährungsprogramms WFP und der Weltgesundheitsorganisation WHO. Allein in den vergangenen drei Monaten seien 400.000 Cholera-Verdachtsfälle und rund 1.900 Todesfälle verzeichnet worden.
Während des Kriegs seien zahlreiche Krankenhäuser zerstört worden, Millionen Menschen hätten keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen. Dies seien die „idealen Voraussetzungen“ für die Ausbreitung von Krankheiten. Zudem hätten mehr als 30.000 Angestellte im Gesundheitssektor seit mehr als zehn Monaten kein Gehalt mehr erhalten. Die Vereinten Nationen riefen die Regierung im Jemen auf, sie zu bezahlen. Vielen Menschen, die durch ihre Hilfe überleben könnten, drohe sonst der Tod, hieß es.
Zwei Millionen Kinder unterernährt
Zugleich stehe das Land am Rande einer Hungersnot. Mehr als zwei Millionen Kinder seien akut unterernährt und damit besonders anfällig für Cholera und andere Krankheiten. Rund 80 Prozent aller Kinder im Jemen seien auf sofortige humanitäre Hilfe angewiesen. Die UN-Agenturen appellierten an die internationale Gemeinschaft, ihre Unterstützung für den Jemen zu verdoppeln. Die Regierung des Landes forderten sie auf, humanitären Helfern den Zugang zu gewähren und alles für eine politische Lösung des Konflikts zu tun.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) kündigte heute an, das Engegement im Jemen zu verstärken. 12,2 Tonnen medizinische Hilfsgüter – hauptsächlich Infusionsmaterial und Medikamente zur Behandlung von Cholera-Patienten – sollen in den Jemen gebracht werden. „Die Hilfsgüter sind eine Spende von action medeor, für die wir sehr dankbar sind“, sagte Christof Johnen, Leiter Internationale Zusammenarbeit beim DRK.
Er wies darauf hin, dass die DRK-Experten damit rechnen, dass die Zahl der Infizierten bis Ende des Jahres auf über 600.000 steigen könnte. „Wir registrieren bis zu 7.000 Neuinfektionen pro Tag, davon ist fast die Hälfte der Betroffenen in einem kritischen Stadium“, so Johnen. Er betonte, die DRK-Helfer arbeiteten „bis zur völligen Erschöpfung“. Und dennoch seien die Hilfen völlig unzureichend angesichts des riesigen Ausmaßes der Not. Das DRK rief zu Spenden auf und forderte von der internationalen Gemeinschaft, ihre Hilfen für die notleidende und hungernde Bevölkerung im Jemen zu verstärken.
Im Jemen, dem ärmsten Land der arabischen Halbinsel, liefern sich seit Jahren schiitische Huthi-Rebellen und die sunnitisch geprägte Zentralregierung einen Machtkampf. Seit 2015 beteiligt sich auch Saudi-Arabien mit Luftangriffen gegen die Rebellen. Unterstützung kommt aus weiteren arabischen Staaten sowie den USA, Großbritannien und Frankreich.
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