Medizin

Schulschwänzer und frühe Verhaltensprobleme im Kindergarten

  • Donnerstag, 24. September 2015

Köln –  In Deutschland sind mindestens 5 Prozent der Kinder und Jugendlichen psychiatrisch behandlungsbedürftig. Aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten sind bei weiteren 10 bis 18 Prozent diagnostische Maßnahmen angezeigt. Im Deutschen Ärzteblatt gehen zwei Beiträge den Fragen nach, welche Intervention bei Schulver­meidung helfen und ob durch Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen im Vorschulalter das prosoziale Verhalten verbessert werden kann.

Annika Schell, Lucia Albers und Koautoren kommen in ihrer Studie zu dem Ergebnis, dass ein altersangemessenes Förderprogramm im Kindergarten die sozial-emotionalen Kompetenzen verbessern kann (Dtsch Arztebl 2015; 112: 647-54). Diese sozial-emotionale Kompetenz ist häufig gering ausgebildet und muss daher gefördert werden. Bislang wurde Trainings nur für Schulkinder und Jugendliche entwickelt. Die nun vorgelegte Studie ist eine erste Evaluation eines solchen Vorschulprogramms.

Volker Reissner und Koautoren untersuchen den Erfolg von Intervention bei Schulvermeidung (Dtsch Arztbl Int 2015; 112: 655-62). 112 Schulschwänzer wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe erhielt eine spezifizierte kognitive Verhaltenstherapie und die zweite Gruppe wurde von niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiatern auf unterschiedliche Weise vier Wochen lang therapiert („treatment as usual“). Keine der Interventionen konnte nach Beendigung eine bessere Quote der Schulbesucher vorweisen. Bei beiden Gruppen gingen 60% der Studienteilnehmer wieder zur Schule. Allerdings verweigerten weiterhin bis zu 40% der Probanden den Schulbesuch nach erfolgter Therapie.

Helmut Remschmidt leitet das Schwerpunktthema mit einem Editorial ein. Sein Fazit: Die hohe Rate an persistierenden Schulschwänzern ist ein Grund mehr, bereits im Kindergartenalter zu intervenieren, denn aus der Nichtbehandlung dieser frühen Verhaltensauffälligkeiten können sich später sowohl die psychopathologischen Auffälligkeiten als auch die Schulvermeidung entwickeln.

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