Medizin

Schwangerschaft: Influenza-Impfung birgt kein erhöhtes Risiko für Autismus

  • Dienstag, 29. November 2016
Uploaded: 28.11.2016 11:02:02 by gießelmann
/ Tim Reckmann, pixelio.de

Oakland – Weder eine Infektion mit Influenza in der Schwangerschaft noch die Impfung führten einer aktuellen Studie zufolge zu einem höheren Autismusrisiko für die Kinder. Publiziert wurden die Daten heute in JAMA Pediatrics (2016, doi: 10.1001/jamapediatrics.2016.3609). Von Autismus betroffen waren demnach vor allem Jungen (82 %) und Kinder, die vor der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kamen (etwa 90 %).

Die Forscher um Ousseny Zerbo vom Kaiser Permanente Northern California in Oakland gaben die Wahrscheinlichkeit des Kindes, eine autistische Störung zu entwickeln, als Hazard Ratio (HR) an. Sie lag für Mütter, die sich während der Schwangerschaft mit Influenza infizier­ten, bei 1,04 (95 % CI, 0,68–1,58). Jene Mütter, die während der Schwanger­schaft geimpft wurden, hatten eine HR von 1,10 (95 % CI, 1,00–1,21).

Eine HR von 1 hätte bedeutet, dass es keinen Unterschied zwischen der geimpften beziehungsweise infizierten Gruppe und den nicht geimpften oder infizierten Müttern gegeben hätte. Da die HR über 1 lag, war das Risiko für die infizierten/geimpften Mütter im beobachteten Zeitraum nur minimal größer und somit nicht signifikant. Kovariaten, wie etwa der Bildungsgrad der Mutter, Ethnizität, Alter, Gewicht, Schwangerschaftsdiabetes oder andere Krankheiten, die das Autismusrisiko beeinflussen könnten, wurden bei der Auswertung berücksichtigt.

Ein genauer Blick auf die Trimester zeigte, dass im zweiten und dritten Schwanger­schafts­trimester kein Zusammenhang der Impfung und einem autistischen Kind bestand. Jedoch beobachteten die Autoren bei schwangeren Frauen, die sich im ersten Trimester impfen ließen, eine erhöhte HR von 1,2. Der P-Wert lag in der kleinen Gruppe nur bei 0,1. Es könnte sich daher auch um einen Zufallsbefund handeln, erklären die Autoren. Sie empfehlen, dieses erste Trimester in weiteren Studien erneut zu unter­suchen. Die Impfemfehlungen müssten ihrer Meinung nach nicht geändert werden.

Die Kohortenstudie untersuchte fast 200.000 Kinder, die mindestens in der 24. Schwan­ger­schaftswoche zur Welt kamen. Eine Influenza diagnostizierten die Ärzte bei 1.400 schwangeren Frauen dieser Kohorte im durchschnittlichen Alter von 30,4 Jahren, 45.231 erhielten während der Schwangerschaft eine Influenza-Impfung im durchschnitt­lichen Alter von 31,6 Jahren. Mit einem Störungsbild aus dem Autismusspektrum, wie etwa dem Asperger-Syndrom, wurden insgesamt 3.103 (1,6 %) Kinder diagnostiziert. Zerbo und seine Kollegen hatten die Kinder über einen Zeitraum von zwei bis 15 Jahren beobachtet.

gie

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