Ausland

Schwangerschafts­abbrüche in Mississippi weiter eingeschränkt

  • Donnerstag, 7. Juli 2022
/picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Rogelio V. Solis
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Washington – Knapp zwei Wochen nach der Aufhebung eines US-Grundsatzurteils zur landesweiten Legalisie­rung von Schwangerschaftsabbrüchen hat die letzte Klinik des Bundesstaates Mississippi, die noch Abbrüche vorgenommen hat, geschlossen.

Die Jackson Women's Health Organization stellte ihre Arbeit ein, wie der Pink House Fund, der Spenden für die Klinik sammelte, im Kurzbotschaftendienst Twitter mitteilte. „Heute ist ein harter Tag für uns alle beim letzten Anbieter von Schwangerschaftsabbrüchen in Mississippi.“

„Es ist unser letzter Tag des Kampfes gegen all Widrigkeiten – da zu sein, wenn kein anderer Anbieter es wollte oder konnte“, erklärte der Pink House Fund und zeigte sich zugleich „stolz“ auf seine Arbeit. Die Klinik in der Stadt Jackson war wegen der Farbe des Gebäudes auch als Pink House – rosa Haus – bekannt.

Die Klinik war nicht nur die einzige, die Abbrüche in dem Südstaat anbot – sie stand auch im Zentrum des Rechtsstreits, der letztlich zur Aufhebung des landesweiten Grundrechts auf Schwangerschaftsabbrüche führte.

Die Jackson Women's Health Organization hatte gegen ein Gesetz in Mississippi geklagt, das Abbrüche ab der 15. Schwangerschaftswoche verbietet und damit gegen das Grundsatzurteil „Roe v. Wade“ aus dem Jahr 1973 verstieß. Dieses hatte ein Grundrecht auf Schwangerschaftsabbrüche bis etwa zur 24. Schwangerschafts­woche verankert.

Der Oberste Gerichtshof der USA mit seiner konservativen Mehrheit erklärte am 24. Juni aber das Gesetz in Mississippi für verfassungskonform – und hob gleichzeitig „Roe v. Wade“ auf. Die Entscheidung des Supreme Court gilt als historische Zäsur und sorgte für ein politisches Erdbeben.

Weil es kein Bundesgesetz zu Schwangerschaftsabbrüchen gibt, können Bundesstaaten jetzt Schwanger­schafts­abbrüche weitgehend oder komplett verbieten. Zahlreiche konservativ regierte Bundesstaaten haben dies bereits beschlossen.

In Mississippi tritt jetzt ein Gesetz in Kraft, das noch strenger ist als das Gesetz mit der 15-Wochen-Frist. Es verbietet bis auf wenige Ausnahmen alle Schwangerschaftsabbrüche und sieht bei Verstößen Haftstrafen von bis zu zehn Jahren vor.

Die Klinik in Jackson hatte noch versucht, dieses Gesetz durch ein Gericht blockieren zu lassen, war damit aber am vergangenen Dienstag gescheitert und musste nun schließen.

Auch in anderen Bundesstaaten haben Kliniken, die Abbrüche anbieten, zuletzt schließen müssen. Frauen, die dort leben und einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen wollen, werden damit in Bundesstaaten reisen müssen, in denen Schwangerschaftsabbrüche legal sind.

Eine weitere Möglichkeit sind Pillen, die bei einem Schwangerschaftsabbruch eingesetzt werden, gegen die konservative Bundesstaaten aber ebenfalls vorgehen. Experten befürchten außerdem eine Zunahme heimlicher und für die Frauen gefährlicher Schwangerschaftsabbrüche.

afp

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