Schweden verlangt Rücktritt des UNAIDS-Chefs

Stockholm – Aus Protest gegen den umstrittenen Chef des UNAIDS-Programms legt Schweden seine finanzielle Unterstützung für die Organisation auf Eis. „Wir haben kein Vertrauen in ihn. Er muss umgehend zurücktreten“, sagte die Ministerin für internationale Entwicklungszusammenarbeit, Isabella Lövin, gestern dem Svenska Dagbladet.
Unaids-Chef Michel Sidibé steht wegen des Vorwurfs unter Druck, Mobbing, sexuelle Belästigung und Missbrauch innerhalb des UN-Programms geduldet zu haben. Sidibé habe „eine Kultur der Straflosigkeit“ zugelassen, hieß es in einem in der vergangenen Woche veröffentlichten Expertenbericht.
Das Gutachten habe die „dysfunktionale Führung“ des UNAIDS-Programms offengelegt, sagte Lövin. Ihre Regierung sei daher nicht bereit, weitere Mittel zur Verfügung zur stellen, solange Sidibé seinen Posten nicht räume und Platz mache für eine neue Führung. Schweden ist der zweitgrößte Beitragszahler nach den USA und unterstützte UNAIDS in diesem Jahr mit umgerechnet gut 30 Millionen Euro.
Sidibé lehnt einen Rücktritt ab. Der Malier will bis Mitte kommenden Jahres oder sogar bis zum Ende seines Mandats Anfang 2020 im Amt bleiben. Für Schweden sei dies „inakzeptabel“, betonte Entwicklungsministerin Lövin. Auch Organisationen, die sich im Kampf gegen Aids engagieren, verlangen seine Absetzung und appellieren an UN-Generalsekretär Antonio Guterres, Sidibé von seinem Posten zu entfernen.
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