Sensibilisierte Ärzte verordnen weniger Antibiotika

Düsseldorf/Essen – Ärzte, die für das Thema Antibiotika sensibilisiert sind, verordnen diese weniger und vor allem gezielter. Das ist das Ergebnis eines zweijährigen Modellprojekts der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) mit dem BKK-Landesverband Nordwest in den Regionen Essen und Duisburg.
Im Rahmen des Projektes hatten sich die teilnehmenden Ärzte verpflichtet, Antibiotika bei Harnwegsinfekten und bei Entzündungen des Mund-Rachen-Raums nur noch einzusetzen, wenn sie vorab die Wirksamkeit durch den Einsatz von Antibiogrammen beziehungsweise Schnelltests ermittelt hatten.
Dadurch verordneten die am Modellversuch beteiligten Ärzte während beziehungsweise nach der Projektlaufzeit 20 Prozent weniger Antibiotika bei Scharlach und Mandelentzündung als die nicht teilnehmende Vergleichsgruppe.
Für den KVNO-Vorstandsvorsitzenden Frank Bergmann zeigt das Projekt wie wichtig es ist, Mediziner und Patienten auf das Thema Antibiotika aufmerksam zu machen. „Wir müssen noch mehr Kollegen dafür sensibilisieren, dass weniger manchmal mehr sein kann, also der Einsatz von Antibiotika genau bedacht und geprüft sein will“, sagte er.
Schnelltests könnten ein geeignetes Mittel der Wahl sein. So gaben alle Ärzte in einer Befragung an, dass das Antibiogramm eine geeignete Unterstützung ihrer Therapieentscheidung sei. Bei den Schnelltests stimmten immerhin noch 70 Prozent dafür. Laut den Befragten sei die Akzeptanz für die Entscheidung, kein Antibiotikum zu verordnen, beim Patienten nach einem Schnelltest höher.
„Das Modellprojekt macht deutlich, dass es einen großen Spielraum für eine Reduzierung von Antibiotikaverschreibungen gibt, wenn den Ärzte geeignete Instrumente und Rahmenbedingungen zur Verfügung stehen“, sagte Bergmann. Wichtig sei auch, Patienten besser zu informieren, damit sie nicht immer und sofort die Gabe von Antibiotika erwarten.
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