Sepsis-Versorgung mit Verbesserungsbedarf

Berlin – Jedes Jahr sterben in Deutschland etwa 75.000 Menschen an einer Sepsis. Zwischen den Abrechnungsdaten der Krankenhäuser und den tatsächlichen Fallzahlen gibt es allerdings Unterschiede. Zudem fühlen sich Patienten mit einem Post-Sepsis-Syndrom nicht gut informiert und wünschen sich eine bessere Unterstützung.
Das geht aus zwei Projekten hervor, die durch den Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) gefördert wurden.
Im Projekt Optimise untersuchten Wissenschaftler anhand von 10.000 Fällen, wie gut die Sepsis und deren Risikofaktoren in den Abrechnungsdaten von Krankenhäusern abgebildet sind und welche Gründe es für eine unzureichende Kodierung geben könnte.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Abrechnungsdaten nicht die tatsächlichen höheren Fallzahlen abbilden. Grund ist den Forschern zufolge unter anderem die seit 2020 geltende neue Sepsisdefinition.
Zudem ergab die Studie Unterschiede in der Häufigkeit oder Sterblichkeit durch die Sepsis zwischen den teilnehmenden Krankenhäusern. Die Wissenschaftler schlussfolgerten, dass mit genauer kodierten Routinedaten die Qualitätssicherung der Sepsis-Versorgung verbessert werden könne.
Die im Projekt erzielten Erkenntnisse hat der G-BA an den Unterausschuss Qualitätssicherung und an das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) weitergeleitet. Sie sollen nun prüfen, ob Erkenntnisse des Projekts sinnvoll im Rahmen der aktuell laufenden Entwicklung eines Qualitätssicherungsverfahrens zur Sepsis sowie für Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung genutzt werden können.
Die im Projekt Sepfrok gewonnenen Erkenntnisse leisten einen Beitrag, um das Post-Sepsis-Syndrom und Versorgungsbedarfe aus Sicht der Patienten besser zu verstehen. Anhand von deutschlandweiten AOK-Daten der Jahre 2009 bis 2017 ermittelten Wissenschaftler, wie verbreitet Sepsis-Folgeerkrankungen sind und welche Risikofaktoren es gibt.
So treten nach einer Sepsis häufig chronische psychische, kognitive und physische Folgen auf. Betroffene benötigen der Studie zufolge umfangreichere Informationen, einen verstärkten Zugang zu Rehabilitation und eine strukturelle Unterstützung.
Die in dem Projekt gewonnenen Erkenntnisse leitet der G-BA an das IQTIG weiter und darüber hinaus an die Deutsche Sepsis-Gesellschaft, die Sepsis-Stiftung, die Deutsche Sepsis-Hilfe, SepsisDialog und das Aktionsbündnis Patientensicherheit. Wegen der hohen gesellschaftlichen Relevanz von Sepsis und deren Folgen soll das Thema zudem in dem vom Innovationsfonds geförderten Nachfolgeprojekt Avenir weiterverfolgt werden.
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