Pflegende Angehörige sollen besser über Sepsis aufgeklärt werden

Berlin – Angehörige von Pflegebedürftigen sollen besser über Sepsis aufgeklärt werden. Fachverbände und Krankenkassen stellten heute in Berlin Schulungsvideos vor, die das Bewusstsein für die Erkrankung schärfen sollen. Pflegebedürftige sind besonders gefährdet, an einer Sepsis zu erkranken. Je früher diese erkannt wird, desto höher sind die Überlebenschancen.
Die acht Schulungsvideos sind thematisch gegliedert und erklären die Anzeichen einer Sepsis und was zur Vermeidung, Behandlung und Genesung getan werden kann. Sie sind Teil der Kampagne „Deutschland erkennt Sepsis“ und abrufbar über die Kampagnenwebseite.
Die Schulungsvideos hat der Verband der Ersatzkassen (vdek) gemeinsam mit dem Aktionsbündnis Patientensicherheit, der Deutschen Sepsis-Hilfe, der Sepsis-Stiftung sowie Sepsis-Dialog der Universität Greifswald heute in Berlin vorgestellt.
„Von den rund fünf Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden mehr als vier Millionen von ihnen nahestehenden Angehörigen versorgt, zumeist von Familienangehörigen“, betonte Ulrike Elsner, vdek-Vorstandsvorsitzende. Diese Zahl mache deutlich, was für eine gesellschaftliche Stütze pflegende Angehörige seien. „Mit den Videos möchten wir ihre Gesundheitskompetenz weiter stärken und für die unterschätzte Gefahr einer Sepsis sensibilisieren“, so Elsner.
Auf die besondere Rolle von Angehörigen verwies auch Matthias Gründling, Leiter von Sepsis-Dialog der Universitätsmedizin Greifswald: Diese seien in Sepsisnotfällen oft die Diagnostiker, denn sie würden die Patienten am besten kennen.
„Ein viel zu wenig beachtetes Frühzeichen einer Sepsis ist eine neu aufgetretene Verwirrtheit", erläuterte der Notfallmediziner. „Für Außenstehende, beispielsweise den Rettungsdienst, ist es kaum möglich, zu erkennen, ob diese Verwirrtheit eine neue Situation ist.“ Darum sei es besonders wichtig, dass viele Menschen die Zeichen einer Sepsis kennen würden.
In Deutschland sterben jährlich mehr als 85.000 Menschen an einer Sepsis – damit zählt die Erkrankung zur dritthäufigsten Todesursache in Deutschland. Im internationalen Vergleich liegt sie fast doppelt so hoch wie beispielswiese in Schweden oder Australien.
Dabei ist der Großteil dieser Todesfälle vermeidbar – durch eine schnelle Diagnose, aber auch durch die Stärkung der Gesundheitskompetenz der Allgemeinbevölkerung und die verpflichtende Verbesserung der Früherkennung und Notfallbehandlung in akut lebensbedrohlichen Erkrankungen im Krankenhaus – das betonte Konrad Reinhart, Vorstandsvorsitzender der Sepsis Stiftung. In Australien habe sich die Sepsissterblichkeit zwischen 2000 und 2012 so von 35 Prozent auf 18 Prozent halbiert.
„Diese Verpflichtung fehlt in Deutschland“, kritisierte er und forderte darüber hinaus die Finanzierung einer Aufklärungskampagne zur Vorbeugung und Früherkennung von Sepsis durch einen Sonderetat des Bundestags, so wie es auch schon zu sexuell übertragbaren Krankheiten umgesetzt wurde.
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