Vermischtes

Serie „Charité“: Einblick in die Medizin der Zukunft

  • Freitag, 9. Februar 2024
/ARD, MDR, ARD Degeto, Arte, Ufa Fiction, Armanda Claro (S2)
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Berlin – Die permanente Kontrolle aller Vitalfunktionen, implantierte Chips zur Krankheitsbewältigung, robo­ter­geführte Operationen, „gedruckte“ Organe und Cyberräume als Therapieort – was heute erst in Ansätzen vorhanden oder denkbar ist, zeigt die neue Staffel der TV-Serie „Charité“ als Normalität.

Das Format beschreitet damit neue Wege – bisher als historische Krankenhausserie angelegt, widmen sich die sechs neuen Folgen der Zukunft des Hauses im Jahr 2049.

Dabei sind die behandelten Themen schon heute von Relevanz: der Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Gesundheit, medizinische Neuerungen mit ihren technischen und ethischen Herausforderungen, Gesund­heitsreformen und die Frage der Ressourcenverteilung sowie emotionale Grundkonflikte im sozialen Mitein­ander.

Ins Zentrum der Erzählung haben die Autorinnen und Autoren die Mikrobiologie als zukunftsträchtiges For­schungsfeld gerückt. Die Protagonistin der Serie wird als Spitzenforscherin und Leiterin des Mikrobiologischen Instituts an der Charité mit einem neuartigen Bakterium konfrontiert, das ihre Forschung herausfordert und sie ungewöhnliche Maßnahmen bis hin zum Selbstversuch ergreifen lässt.

Zukunftsvision Infektiologie

„Wenn man über neue Krankheiten in 2049 nachdenkt, gehen wir davon aus, dass diese im Bereich der Infek­tiologie liegen werden“, bestätigt Heyo Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Charité, den Schwerpunkt der neuen Staffel. „Da können Dinge kommen, die wir jetzt noch gar nicht erahnen können. In­sofern passt diese Zukunftsvision.“

Andreas Dieffenbach, Direktor des Instituts für Mikrobiologie und Infektionsimmunologie der Charité, ergänzt: „Es ist schwierig zu sagen, welche medizinischen Themen uns in der Zukunft erwarten werden. Ich glaube je­doch, dass die Rolle des Mikrobioms für die Erhaltung von Gesundheit und bei Krankheiten in 25 Jahren immer noch ein wichtiges Thema sein wird (…).“

Die Interaktion von Mensch, Mikrobiom und Umwelt weise noch große Erkenntnislücken auf, gleichzeitig gebe es aber auch Fortschritte in der klinischen Forschung. Die in der Serie vorgeschlagene Mikrobiomtherapie hält er für plausibel.

Die Neurotechnologie als ein Schwerpunkt

„Charité“ widmet sich auch Entwicklungen in der Neurotechnologie: Schon heute helfen Hirnschrittmacher bei der Therapie von Epilepsie. Die Serie geht einen Schritt weiter und stellt einen im Hirn platzierten Chip vor, der es ermöglicht, Menschen von außen zu steuern. Der Sohn der Protagonistin möchte sich einen solchen Chip einsetzen lassen, um ein besserer Soldat im Kampf für die Demokratie zu werden.

Im Bereich der Neurologie bietet die Serie eine Lösung für das Locked-in-Syndrom: In einer künstlichen Umge­bung, dem Metaverse, können sich Betroffene als Avatare frei bewegen. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte treffen ihre Patienten im diesem künstlichen Raum, gehen in Interaktion mit ihnen und versuchen, sie zu the­rapieren.

Über die Simulation sollen Nervenbahnen neu stimuliert und die Gesamtkörperlähmung überwunden werden. Ein Ansatz, der heute bereits erprobt wird. In der Serie gelingt der Versuch, dennoch wird der Forschungszweig aus Kostengründen eingestellt.

Grund ist eine Gesundheitsreform, die unter anderem versucht, das Problem der Ressourcenverteilung zu lösen, indem auf der Grundlage von persönlichen Gesundheitsdaten ein Score für jeden Menschen errechnet wird.

Dieser dient als Grundlage für medizinische Behandlungen. In der Folge erhalten Menschen mit niedrigem Score – beispielsweise einer geringeren Lebenserwartung oder weniger Erfolgsaussichten bei einer Therapie – keine Behandlung.

„Die Serie spiegelt – obgleich in die Zukunft gerichtet – doch Strömungen von heute“, konstatiert Kroemer. Er lobt die inhaltliche Auseinandersetzung mit unterschiedlichen medizinischen und gesellschaftlichen Themen: „Wir haben gesehen, wie exakt die Vorbereitungen waren, wie viel die Schauspielerinnen und Schauspieler bei uns im Haus waren und sich vorbereitet haben und auch die Drehbuchautorinnen in Interaktionen gegangen sind.“

Die Filmschaffenden erhielten fachliche Beratung von Kolleginnen und Kollegen der Charité, die Darsteller bereiteten sich durch Praktika und Hospitationen unter anderem an der Charité auf ihre Rollen vor. Was die Serie skizziert, sei Kroemer zufolge ein realistisches Szenario dessen, was kommen wird. Ab dem 9. April werden die neuen Folgen in der ARD ausgestrahlt. Bei Arte sind sie bereits ab dem 4. April zu sehen.

kk

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