Soziale Kontakte im mittleren und späten Lebensalter könnten Demenzrisiko senken

London – Soziale Aktivitäten im mittleren und höheren Lebensalter könnten ein Baustein sein, um Demenz vorzubeugen. Das berichten Wissenschaftler um Andrew Sommerlad vom University College London in der Zeitschrift PLos Medicine (2019; doi: 10.1371/journal.pmed.1002862).
Das Forschungsteam nutzte Daten aus der Whitehall-II-Studie. Sie beobachteten 10.228 Teilnehmer, die zwischen 1985 und 2013 6-mal nach ihren sozialen Kontakten mit Freunden und Verwandten befragt wurden. Die gleichen Teilnehmer absolvierten ab 1997 kognitive Tests. Die Forscher bezogen bis zum Jahr 2017 die elektronischen Gesundheitsakten der Studienteilnehmer ein, um eine Demenzdiagnose zu erfassen.
Für die Analyse konzentrierte sich das Forschungsteam auf die Zusammenhänge zwischen dem sozialen Kontakt im Alter von 50, 60 und 70 Jahren und der anschließenden Inzidenz von Demenz. Bei der Frage nach dem Zusammenhang zwischen sozialen Kontakten und kognitivem Rückgang berücksichtigten sie auch andere Faktoren wie Bildung, Beschäftigung, Familienstand und sozioökonomischen Status.
Die Forscher fanden heraus, dass ein erhöhter sozialer Kontakt im Alter von 60 Jahren mit einem deutlich geringeren Risiko verbunden ist, später im Leben eine Demenz zu entwickeln. Die Analyse zeigte, dass jemand, der im Alter von 60 Jahren fast täglich Freunde sah, 12 % weniger wahrscheinlich an Demenz erkrankte als jemand, der nur alle paar Monate ein oder 2 Freunde sah.
Auch soziale Kontakte im Alter von 50 und 70 Jahren scheinen laut den Forschern gegen Demenz zu wirken. Allerdings erreichten die Zusammenhänge hier keine statistische Signifikanz.
„Unsere Erkenntnisse könnten in Strategien zur Verringerung des Demenzrisikos einfließen“, sagte der Hauptautor Sommerlad. Wichtig sei, soziale Kontakte zu fördern und Wege zu suchen, Isolation und Einsamkeit zu vermeiden.
„Menschen, die sich sozial engagieren, üben kognitive Fähigkeiten wie Gedächtnis und Sprache aus, die ihnen helfen können, kognitive Reserven zu entwickeln. Obwohl sie ihr Gehirn nicht davon abhalten können, sich zu verändern, könnte die kognitive Ressource den Menschen helfen, besser mit den Auswirkungen des Alters umzugehen und alle Symptome einer Demenz zu verzögern“, sagte der Senior-Autor der Studie, Gill Livingston.
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