Sozioökonomische Lücken in onkologischer Versorgung schließen

Berlin – Unter der Leitung der Union for International Cancer Control (UICC) hat der Weltkrebstag heute seine auf drei Jahre angelegte internationale Kampagne „Close the Care Gap“ gestartet. Sie soll auf die ungerechte Verteilung von Versorgung und Hilfsangeboten innerhalb der Krebsfürsorge aufmerksam machen und die Beseitigung bestehender Versorgungslücken vorantreiben.
Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) und der Dachverein Haus der Krebs-Selbsthilfe unterstützen die Aktion.
„Angesichts aktueller Zahlen, die auf einen möglichen Rückgang neu diagnostizierter Krebserkrankungen seit Beginn der COVID-19-Pandemie hinweisen, ist es notwendig, potenzielle Versorgungsdefizite in den Fokus zu rücken“, forderte Hedy Kerek-Bodden, Bundesverbandsvorsitzende des Vereins Haus der Krebs-Selbsthilfe.
Dies betreffe vor allem sozioökonomische und individuelle Faktoren, die einen optimalen Krankheitsverlauf negativ beeinflussen könnten. In Deutschland seien diese jedoch bisher erst wenig untersucht – und dass, obwohl Daten aus Deutschland auf einen Zusammenhang zwischen sozioökonomischer Benachteiligung und der Entwicklung von Krebserkrankungen hinweisen würden.
„Wir brauchen dringend mehr Erkenntnisse zum Einfluss von individuellen Faktoren auf den Verlauf, die Therapierbarkeit und das Management von Krebserkrankungen“, betonte Marie von Lilienfeld-Toal, Vorsitzende des DGHO-Arbeitskreises Diversitäts- und Individualmedizin (DIM).
Um sozioökonomische und individuelle Lücken in der onkologischen Versorgung zu beseitigen, müssten bisher nicht erkannte Einflüsse diverser Subgruppen gezielt analysiert, adäquate Untersuchungsmethoden entwickelt und einheitliche Qualitätsanforderungen für entsprechende Studien definiert werden.
Der DGHO-Arbeitskreis wurde im vergangenen Jahr ins Leben gerufen, um eine Plattform für wissenschaftliche Kooperationen für die Erstellung von Metaaanalysen, Registern, klinischen Studien und Leitlinienempfehlungen zu bieten. Zugleich zielt er darauf ab, die Wahrnehmung der Diversitäts- und Individualmedizin in der Fach- und Laienöffentlichkeit zu erhöhen.
Zudem interpretiert die DGHO das Kampagnenmotto des Weltkrebstages „Close the Care Gap“ aber auch als eine Aufforderung zur Beseitigung beruflicher Ungleichheiten. Denn bis heute sei Care-Arbeit in einem Großteil der Welt trotz ihrer Notwendigkeit und ‚Systemrelevanz‘ nach wie im Niedriglohnsektor verortet.
„Auch hier gilt es, Versorgungslücken zu schließen, denn eine zeitgemäße Betreuung von Menschen mit Krebserkrankungen braucht ein gesundes, kompetentes und ausgeruhtes Personal“, heißt es aus der Fachgesellschaft. Dass es genau hieran mangelt, habe man in den letzten Monaten beobachten können. „Hier sind dringend – auch seitens des Gesetzgebers – adäquate Gegenmaßnahmen erforderlich, so die DGHO.
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