Spahn und Baerbock begrüßen wachsende Bereitschaft zu Organspenden

Berlin – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Grünen-Chefin Annalena Baerbock haben die wachsende Bereitschaft zur Organspende in Deutschland begrüßt.
Beide äußerten sich in einem Doppelinterview der Passauer Neuen Presse (PNP) anlässlich des Tages der Organspende vorgestern. Darin wies Spahn darauf hin, dass die Zahl der Spender im ersten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16 Prozent gestiegen sei.
Der Bundestag hatte im Januar nach langen, kontroversen Debatten einen unter anderem von Baerbock vorgelegten Antrag angenommen, wonach an dem Grundsatz festgehalten wird, dass Bürgerinnen und Bürger einer Spende aktiv zustimmen müssen.
Allerdings soll verstärkt über Spenden informiert und dafür geworben sowie ein Onlineregister eingeführt werden. Spahn war mit dem Vorstoß für eine Widerspruchslösung gescheitert, wonach jeder als Organspender gelten sollte, der dem nicht ausdrücklich widerspricht.
Die Bundestagsdebatte habe mehr gebracht „als alle Aufklärungskampagnen der vergangenen Jahrzehnte“, sagte Spahn nun der PNP. Er relativierte daher auch sein damaliges Eintreten für das Widerspruchsmodell: „Wenn ich falsch gelegen haben sollte mit meiner Einschätzung, dass es mehr braucht als die Entscheidungslösung, um einen wirklichen Unterschied zu machen und die Zahl der Organspender zu erhöhen, wäre ich sehr glücklich.“
Baerbock rief dazu auf, die Information und Aufklärung der Bevölkerung nun noch weiter zu verbessern. „Wir müssen das Thema Organspende kontinuierlich auf der Tagesordnung halten. Nur so können wir dann auch mehr Leben retten“, sagte die Grünen-Vorsitzende. Dafür sei das geplante Onlineregister ein zentraler Baustein.
„Künftig wird man nicht mehr den Papierausweis in der Tasche tragen müssen, sondern ist digital registriert. Für die Kliniken wird es so im entscheidenden Moment viel einfacher sein zu erkennen, ob jemand seine Bereitschaft zur Organspende erklärt hat oder nicht", hob Baerbock hervor. Allerdings müssten auch in Krankenhäusern die Voraussetzungen zur Organtransplantation verbessert werden: „Da müssen wir ran.“
Die Zahl der Anfragen nach Organspendeausweisen ist im ersten Quartal 2020 sogar während der Coronakrise auf 2,4 Millionen gestiegen. Drei Jahre zuvor waren es lediglich 500.000 Anfragen innerhalb von drei Monaten gewesen.
Die Zahl der transplantierten Organe stieg laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) von Januar bis Mai auf 1300. Im Januar und Februar habe es dabei im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um fast 30 Prozent gegeben.
Danach bremste mutmaßlich die Coronakrise die weitere Entwicklung, doch sei es deswegen in Deutschland nicht wie in anderen Ländern zu einem Einbruch bei den Transplantationszentren gekommen.
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