Sprechende Medizin besser vergüten, interprofessionelle Kommunikation fördern

Erfurt – Der 121. Deutsche Ärztetag forderte in einer Entschließung den Gesetzgeber sowie die Institutionen der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen auf, sich stärker für die besonderen Bedürfnisse und Interessen von Menschen mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen einzusetzen. Insbesondere eine bessere sektorenübergreifende Zusammenarbeit solle zu einem Schwerpunkt gesundheitspolitischer Maßnahmen gemacht werden. Auch die interprofessionelle Kommunikation im Bereich der psychischen Gesundheit müsse verbessert werden.

In der Aussprache hoben die Abgeordneten unter anderem die Kompetenz der spezifisch ärztlichen Form der Behandlung psychisch Kranker hervor. Sie liege vor allem darin, ein individuelles, somatische wie psychische Aspekte integrierendes Gesamtkonzept für den einzelnen Patienten anbieten zu können. „Jeder Arzt ist ein Psychotherapeut, ob er es will oder nicht“, sagte beispielsweise Günter Jonitz, Präsident der Ärztekammer Berlin. „Wir müssen ärztliche Tugenden wiederentdecken, die Beziehungsebene in der Behandlung ist zentral, Empathie und Vertrauen unabdingbar.“
Mehr niedrigschwellige Gesprächsangebote
Das Ärzteparlament sprach sich deshalb auch dafür aus, die „sprechende Medizin endlich zu stärken“. Gerade die zeitgebundenen Gesprächsleistungen in der Psychiatrie, psychosomatischen Medizin und Kinder- und Jugendpsychiatrie müssten ebenso gut vergütet werden wie die psychotherapeutischen Leistungen in der Richtlinienpsychotherapie.

Irmgard Pfaffinger, Bayern, betonte in der Aussprache, dass „die Patienten mehr niedrigschwellige Gesprächsangebote brauchen und nicht nur Richtlinien-Psychotherapie – sie brauchen Zuwendung und Mitmenschlichkeit.“
„Wir brauchen auch die Richtlinien-Psychotherapie“ erklärte hingegen Detlef Lorenzen, Baden-Württemberg. Wichtig sei eine gute Kommunikation zwischen Psychotherapeuten und Hausärzten; diese könne noch verbessert werden. Grundsätzlich sollten Ärzte aller Fächer offen sein für psychische und psychosomatische Aspekte in der Behandlung ihrer Patienten. „Die psychosomatischen und kommunikativen Kompetenzen sollten in der Aus- und Weiterbildung von Ärzten grundlegend gestärkt werden“, forderte Christa Bartels, Nordrhein. Das wirke sich sicherlich auch positiv auf potenziellen Nachwuchs aus.
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