Medizin

Stammzellstudie zurückgenommen

  • Dienstag, 11. März 2014
Uploaded: 11.03.2014 11:24:07 by mis
Haruko Obokata /dpa

Kōfu/Japan – Der Ruhm von Stammzellforschern ist flüchtig. Keine vierzig Tage, nach­dem eine japanische Nachwuchsforscherin in zwei Publikationen in Nature verkündet hat, sie könne Stammzellen ohne genetische Manipulation allein durch chemische und physi­kalische Einwirkungen herstellen, wurde jetzt die Zurücknahme der Publikationen bekannt gegeben.

Studienleiter Teruhiko Wakayama meinte gegenüber dem japanischen Fernsehsender NHK, er sei sich nicht länger sicher, dass es sich bei den STAP-Zellen („stimulus-triggered acquisition of pluripotence“), die seine Mitarbeiterin Haruko Obokata im Labor erzeugt hat, tatsächlich um Stammzellen handelte.

Obokata hatte die Fachwelt Ende Januar mit der Mitteilung verblüfft, die Produktion von Stammzellen aus ausdifferenzierten Körperzellen gelinge auch ohne komplizierte Eingriffe ins Erbgut der Zellen. Das Rezept, das Obokata vorstellte, verlangte nach einem Schuss Zitronensäure zur Senkung des pH-Werts und einer sogenannten Titruation, bei der die Zellen durch eine enge Kapillare gedrückt werden. Dermaßen geschockt würden die Zellen schlichtweg ihre Identität verlieren und auf den Zustand einer entdifferenzierten Stammzelle zurückgesetzt.

Doch obwohl die Forscherin, die ihre Experimente an Leukozyten von Mäusen durch­geführt hat, eine für die Stammzellherstellung äußerst hohe Effizienz von 30 Prozent versprach, ist es anderen Forschergruppen bisher nicht gelungen, die Experimente zu wiederholen. Hinzu kam, dass die Publikation Ungereimtheiten aufwies. Blogger teilten der Site PubPeer mit, dass ein Bild zweimal verwendet wurde. Jetzt stellte sich heraus, dass zwei Abbildungen bereits in der Dissertation von Frau Obokata verwendet wurden, die zu einem anderen Thema erstellt wurde.

Das Forschungsinstitut Riken hat seine Untersuchungen noch nicht abgeschlossen. Wakayama ist weiter von der Integrität seiner 30-jährigen Mitarbeiterin überzeugt. Man habe die Arbeit zurückgezogen, um die Experimente in Ruhe zu wiederholen, erzählte der den Fernsehreportern.

rme

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung