Steigende Altenheimpreise beobachtet
Berlin – Nach Einschätzungen von Sozialverbänden nutzen einige Betreiber von Altenheimen die aktuelle Pflegereform, um die Preise für ihre Bewohner spürbar anzuheben. Das berichtet die Welt am Sonntag und beruft sich dabei vor allem auf die Bundesinteressenvertretung für alte und pflegebetroffene Menschen (BIVA) in Bonn.
Laut Recherchen der Zeitung wenden sich zurzeit verstärkt Pflegebedürftige und ihre Angehörigen hilfesuchend an die Verbände, weil ihre Altenheime den Anteil an den Kosten für einen Heimplatz spürbar anheben, den die Bewohner selbst zahlen müssen. „Wir stellen fest, dass im Zuge der Umstellung neu berechnet wurde und vielfach Entgelte erhöht wurden“, sagte BIVA-Sprecher David Kröll der Zeitung.
In Nordrhein-Westfalen etwa hätten einige Heimbetreiber kräftig bei den Investitionskosten aufgeschlagen, also bei dem Anteil an den Heimkosten, den Bewohner für Renovierungsmaßnahmen zahlen müssen. „Wir haben das Gefühl, dass die eigentlich gewollte Entlastung bei hohen Pflegegraden tendenziell dadurch aufgezehrt wird“, so Kröll weiter.
Durch die zum Jahreswechsel in Kraft getretene Pflegereform wurden die bisherigen drei Pflegestufen in fünf Pflegegrade umgewandelt. Ein Ziel der Gesetzesneuerung ist es, schwer Pflegebedürftige finanziell zu entlasten und dafür weniger stark auf Hilfe Angewiesene weniger stark mit Geld aus der Pflegeversicherung zu unterstützen.
Auch Gesundheitsökonomen halten es laut Welt am Sonntag für plausibel, dass ein Teil der 13.000 Heime bundesweit die Umstellung nutze, um bei dem Anteil, der nicht die Pflege betrifft, sondern von den Bewohnern selbst bezahlt werden muss, an der Kostenschraube zu drehen.
Ökonom Michael Wessels von der Hochschule für Gesundheit in Bochum sagte der Zeitung, dies sei vorstellbar, da viele Heimbetreiber schon lange nicht mehr mit den Pflegekassen und den Kommunen verhandelt hätten, mit denen sie die Preise für ihre Heimplätze festlegen.
Beim Arbeitgeberverband Pflege, der die politischen Belange privater Heimbetreiber vertritt, wollte man sich nach Angaben der Zeitung auf Anfrage nicht äußern, sondern habe darauf verwiesen, dass man sich in den kommenden Wochen zunächst selbst einen Überblick verschaffen wolle.
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