Vermischtes

Verband fordert Paradigmenwechseln bei Pflegeversicherung

  • Mittwoch, 8. Februar 2017

Berlin – Strukturfehler in der Pflegeversicherung sind nach Ansicht des Deutschen Evan­gelischen Verbands für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) der Haupt­grund für die gravie­ren­den Probleme, mit denen ambulante und stationäre Anbieter heute kämp­fen: Die pre­käre Personalsituation und die Unterfinanzierung der Pflegeversicherung.

„Die Pflege in Deutschland krankt weiter an vielen Problemen, trotz aller Reformanstren­gungen“, bilanzierte Bernhard Schneider, Vorsitzender des DEVAP. Er kritisiert, die Pfle­ge­­versicherung erreiche ihr Ziel, das Lebensrisiko „Pflegebedürftigkeit“ abzusichern „schon lange nicht mehr“. Schneider bezieht sich mit seiner Kritik auf ein neues DEVAP-Positionspapier „Weiterentwicklung der Pflegeversicherung.“ Danach sind die Kosten für pflegebedürftige Menschen weiter­hin viel zu hoch. „Pflegebedürftigkeit erhöht das Ar­muts­risiko schon heute deutlich. Diese Entwicklung wird Betroffene immer häufiger an den Rand der Existenz bringen“, so Schneider.

Das Positionspapier nennt dazu Beispiele: So müssen Bewohner im Heim immer noch mehr als 2.000 Euro selbst zahlen. Da sich viele Menschen dies nicht leisten könnten, seien ein Drittel der Pflegebedürftigen auf Sozialhilfe angewiesen. Bewohner in Einrichtungen mit höheren Personalschlüsseln und höheren Tarifverträgen müssten sogar höhere Ei­gen­­anteile aufbringen, wie es heißt. Pflegeeinrichtungen, die ihre Mitarbeiter tarifgerecht bezahlten und gute Rahmenbedingungen böten, seien wegen des Kostendrucks am Markt benachteiligt. Auch neue durchaus sinnvolle Leistungsverbesserungen wie die Erhöhung der Personalschlüssel gingen voll zulasten der Betroffenen.

Die DEVAP fordert daher einen Paradigmenwechsel: Im Zentrum steht der Umbau der Pflegeversicherung in eine echte Pflegeteilkaskoversicherung. „Echte Pflegeteil­kasko­versicherung bedeutet: Die Pflegekasse übernimmt alle notwendigen pflegebedingten Kosten und berechnet den Versicherten einen fixen, gesetzlich festzulegenden Eigen­anteil von zum Beispiel zehn Euro je Tag“, erläutert die DEVAP.

Dabei sollten die Grenzen zwischen der ambulanten und der stationären Pflege aufge­hoben werden. Das heißt, die Kostenübernahmen sollten unabhängig davon erfolgen, ob ein Mensch zu Hause individuell betreut werde, in einer ambulanten Pflege-Wohn­gruppe lebe oder in einem Pflegeheim.

Außerdem ist es laut DEVAP notwendig, die Zivilgesellschaft stärker einzubinden, zum Beispiel kommunale Strukturen, und die Personalsituation zukunftssicher zu machen. Dazu fordert der Verband, die Umsetzung der generalistischen Pflegeaus­bildung und Pflegequalifikationen unterhalb der Fachkraftebene auszubauen, also mehr Pflegehelfer auszubilden. Der Verband fordert zudem, die Altenpflege zu einem Hauptthema im Bun­des­tagswahlkampf 2017 zu ma­chen.

hil

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