Ausland

Straßburger Universität: Bericht über medizinische Kriegsverbrechen veröffentlicht

  • Mittwoch, 4. Mai 2022
Die Reichsuniversität Straßburg bei der Eröffnung 1941. /picture alliance, Bundesarchiv Berlin, SWR
Die „Reichsuniversität Straßburg“ bei der Eröffnung 1941. /picture alliance, Bundesarchiv Berlin, SWR

Straßburg – Die Straßburger Universität hat Verbindungen ihrer medizinischen Fakultät zu den Verbrechen der Nazis während deren Besetzung des Elsasses offengelegt. In einem gestern in Straßburg vorgestellten Bericht präsentierte die Hochschule Details der von Nazis begangenen „medizinischen Kriegsverbrechen“.

Demnach nutzten mindestens drei deutsche Professoren der „Reichsuniversität Straßburg“ Insassen aus dem Arbeitslager Schirmeck-Vorbruck und dem Konzentrationslager Struthof für Menschenversuche. Mehrere Opfer starben bei diesen Experimenten mit Senfgas oder dem Kampfgas Phosgen.

Auslöser für die jahrelangen Recherchen des 15-köpfigen Teams war 2015 die Entdeckung von sterblichen Überresten eines 1943 im Konzentrationslager Struthof ermordeten jüdischen Opfers im gerichtsmedizini­schen Institut der Straßburger Universität. Diese sterblichen Überreste waren als Beweismittel in Prozessen gegen nationalsozialistische Ärzte aufgehoben worden, gerieten danach aber in Vergessenheit.

Die „Reichsuniversität Straßburg“ war nach der Besetzung des Elsass im Zweiten Weltkrieg von den National­sozialisten gegründet worden. Zuvor war die dortige französische Universität nach Kriegsausbruch 1939 nach Clermont-Ferrand evakuiert worden. Neben deutschen Studenten und Professoren gab es an der Reichsuni­ver­sität auch 96 französische Mediziner, zwölf Prozent der Studenten kamen ebenfalls aus der Region.

Für ihren 500 Seiten langen Bericht hatten die Verfasser, Mediziner und Historiker mehr als 150.000 Seiten Material aus deutschen, französischen, US-amerikanischen sowie russischen und polnischen Archiven durch­forstet.

Die Forscher entdeckten in den Archiven der Universität auch konservierte menschliche Organe aus den Jahren 1941 bis 1944. Es habe jedoch „keine Verbindung“ zwischen diesen Sammlungen und den „kriminellen Experimenten“ hergestellt werden können, erklärten sie.

afp

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