Studie: Auch über 80-Jährige als Nierenspender geeignet
Turin – Aufgrund des Organmangels werden zunehmend ältere Organspender akzeptiert. Eine Studie im Clinical Journal of the American Society of Nephrology (2016, doi: 10.2215/CJN.05990616) zeigt, dass die Chancen auf ein längeres Transplantatüberleben günstig sind.
Die Transplantationszentren sind weltweit immer stärker auf „Expanded Criteria Donors“ (ECD) angewiesen. Als ECD gelten Spender im Alter über 60 Jahre sowie die Altersgruppe von 50 bis 59 Jahren bei Vorliegen von wenigstens zwei Risikofaktoren (arterielle Hypertonie, Serumkreatinin > 1,5 mg/dl oder ein Herz-Kreislauf-Tod). Der Anteil der ECD beträgt an vielen Zentren mittlerweile 30 bis 60 Prozent.
Am Transplantationszentrum der Universität Turin wurden in den letzten Jahren die Nieren von 647 ECD verwendet, darunter waren auch 27 Spender mit einem Tod im Alter von über 80 Jahren. Die Erfahrungen, die Luigi Biancone in einer retrospektiven Analyse zusammenfasst, sind günstig.
Mit zunehmendem Alter der Spender stieg zwar der Anteil der Nieren, die aufgrund einer schlechten Organfunktion nicht verwendet werden konnten, zunächst nur leicht an. In der Altersgruppe 50 bis 59 Jahre waren 15,4 Prozent der Nieren nicht tauglich, in den beiden folgenden Lebensdekaden waren es mit 17,7 Prozent und 20,1 Prozent kaum mehr. Erst ab der Grenze von 80 Jahren stieg der Anteil der abgelehnten Organe auf 48,1 Prozent an. Damit wurde aber auch in dieser Altersgruppe noch jeder zweite Spender akzeptiert.
Wenn die Nieren die Funktionskriterien erfüllten, hatte das Alter der Spender kaum Einfluss auf die Erfolgsrate. Die 5-Jahres-Organüberlebensrate war bei einem über 80-jährigen Spender mit 65,9 Prozent nur wenig geringer als bei einem 50- bis 59-jährigen ECD mit 74,0 Prozent. Die 5-Jahresüberlebensraten der Empfänger waren bei den über 80-jährigen ECD sogar tendenziell höher als bei einem 50- bis 59-jährigen ECD (90,1 versus 87,8 Prozent).
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