Studie: Auf Migräne kann später Parkinson folgen

Bethesda – Isländer, die im mittleren Erwachsenenalter über Migräne geklagt hatten, erkrankten einer Studie in Neurology (2014; doi: 10.1212/WNL.0000000000000840) zufolge im Alter häufiger am Morbus Parkinson oder ähnlichen Störungen.
Über eine mögliche Verbindung zwischen der Migräne und Bewegungsstörungen wie dem Morbus Parkinson wird seit längerem diskutiert. Der gemeinsame Nenner könnte eine Störung des dopaminergen Transmittersystems sein. Ein Dopaminmangel in der Substantia nigra ist für die Symptome der Bewegungsstörung verantwortlich. Migränepatienten wiederum reagieren empfindlich auf dopamin-ähnliche Wirkstoffe. Sie könnten bei ihnen Migräne-Ankündigungssymptome wie Gähnen, Müdigkeit, Übelkeit oder Erbrechen auslösen. Dopamin-Blocker können erfolgreich zur Migränebehandlung eingesetzt werden.
Das Team um Ann Scher von der Uniformed Services University in Bethesda/Maryland hat jetzt untersucht, ob Migräne-Patienten im Alter häufiger an einem Morbus Parkinson oder einem Restless-Legs-Syndrom erkranken, das ebenfalls mit einer Störung des dopaminergen Systems im Gehirn in Verbindung gebracht wird.
Sie analysierte dazu die Daten der AGES-Reykjavik-Kohorte. Es handelt sich um eine Gruppe von Isländern der Geburtsjahrgänge 1907 bis 1935, die seit 1967 regelmäßig untersucht werden. Zu Beginn der Studie litten von den 5.620 Teilnehmern, die damals zwischen 33 und 65 Jahre alt waren, 668 an einer Migräne, davon 430 mit einer Aura.
Zwischen 2002 und 2006 wurden die Teilnehmer erneut untersucht. Alle hatten inzwischen das Alter erreicht, in dem es zu einem Morbus Parkinson kommen kann. Die Diagnose wurde bei 2,4 Prozent der früheren Migräneure mit Aura, aber nur bei 1,1 Prozent der Teilnehmer gestellt, die niemals unter migräne-artigen Kopfschmerzen gelitten hatten. Scher ermittelt für Migräneure mit Aura eine Odds Ratio von 2,5 (95-Prozent-Konfidenzintervall 1,2-5,7) auf einen Morbus Parkinson.
Einzelne Parkinson-Symptome wurden bei 19,7 Prozent der Migräneure mit Aura festgestellt, in der Vergleichsgruppe betrug die Inzidenz 7,5 Prozent. Scher gibt die Odds Ratio hier mit 3,6 (95-Prozent-Konfidenzintervall 2,7-4,8) an. Bei den weiblichen Migräne-Patienten mit Aura war häufiger ein Elternteil (Odds Ratio 2,26; 1,3–4,0) oder ein Geschwister am Morbus Parkinson erkrankt (Odds Ratio 1,78; 1,1-2,9). Auch ein Restless-Legs-Syndrom im Alter war häufiger mit einer Migräne im mittleren Lebensalter assoziiert.
Sher vermutet deshalb, dass es eine Verbindung zwischen Migräne und Morbus Parkinson beziehungsweise dem Restless-Legs-Syndrom gibt, die genetischer Natur sein könnte. Ob die Migräne das Risiko auf einen Morbus Parkinson erhöht oder ob beiden Erkrankungen eine gemeinsame Vulnerabilität zugrunde liegt, kann die Studie nicht unterscheiden.
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