Studie bestätigt Nachholbedarf bei E-Health in Deutschland

Braunschweig – Deutschland ist beim Thema eHealth gegenüber anderen Ländern zurückgeblieben. Das bestätigt die „eHealth-Indikatoren-Studie“ der Technischen Universität Braunschweig, der Medizinische Hochschule Hannover und der Gesundheitsuniversität UMIT in Hall, Tirol. Sie ist in Applied Clinical Informatics erschienen (2018; doi: 10.1055/s-0038-1669458).
Die Autoren haben darin anhand von E-Health-Indikatoren die Situation in sieben Ländern verglichen: Österreich, Deutschland, Finnland, Hong Kong, Südkorea, Schweden und den USA. Analysezeitraum war der Sommer 2017.
„Wir haben sechs grundlegende Indikatoren identifiziert, die den Zugang von Angehörigen der Gesundheitsberufe und Patienten zu den Daten der Patientenakte messen und die Fähigkeit von Anbietern, Patienten und Pflegepersonal bewerten, Informationen in die Patientenakte aufzunehmen“, erläutern die Autoren ihre Methodik. In einer Umfrage unter internationalen Informatikern wurde die Penetranz dieser Indikatoren im Sommer 2017 für Österreich, Finnland, Deutschland, Hongkong, Südkorea, Schweden und die USA bewertet. „Wer hat bei Bedarf auf die digitalen Daten von Patienten Zugriff? Können unterschiedliche Versorgungseinrichtungen, Pflegekräfte oder gar die Patienten selbst ihre Daten einsehen und Einträge vornehmen?“ waren Fragen der Studie.
Die sechs von den Studienautoren angesetzten Indikatoren waren:
Zugang von Angehörigen des Gesundheitswesens zu den Gesundheitsdaten ihrer Patienten
Zugriff der Patienten auf ihre Krankenaktendaten
Zugang der Pflegekräfte zu den Daten der Patientenakte
Möglichkeiten des Gesundheitspersonals, Daten in die Krankenakte der Patienten aufzunehmen
Möglichkeiten des Patienten, Daten in ihre Krankenakte aufzunehmen
Möglichkeiten des Pflegepersonals, Daten in die Krankenakte der Patienten aufzunehmen.
Laut den Autoren schneidet Deutschland bei der Erfassung der Indikatoren durchweg schlecht ab. „Es bestätigte sich, dass zum Beispiel die skandinavischen Länder hier bessere Möglichkeiten für ihre Bürger bieten“, sagte Elske Ammenwerth von der Gesundheitsuniversität UMIT.
„Es wird häufig gesagt, dass Ländergrößen und die Organisation des Gesundheitssystems entscheidend bei der Umsetzung von eHealth-Zielen sind. In unseren Untersuchungen haben wir allerdings einen weiteren wichtigen Einflussfaktor festgestellt: Besonders in den Ländern, in denen ein klarer politischer Wille vorhanden war, finden wir eine patientenzentrierte, einrichtungsübergreifende Informationsverarbeitung“, betonte Reinhold Haux von der Technische Universität Braunschweig und der Medizinische Hochschule Hannover.
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