Medizin

Studie: Hitzewellen und Starkregenperioden werden länger dauern

  • Dienstag, 20. August 2019
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Paris – Die Länder der Nordhalbkugel müssen infolge der Erderwärmung nicht nur mit intensiveren, sondern auch mit längeren Hitzeperioden rechnen. Das geht aus einer Studie der Humboldt-Universität (HU) und des Climate Analytics Instituts in Berlin hervor, die in der Fachzeitschrift Nature Climate Change (DOI: 10.1038/s41558-019-0555-0) veröffentlicht wurde.

Demnach werden auch die Zeiten extremer Trockenheit und die Starkregenperioden im Sommer länger andauern. Für Ärzte bedeutet dies eine spürbare Zunahme an Patienten, die hitzebedingt erkranken beziehungsweise Patienten, speziell im höheren Alter, denen infolge von Wetterextremen eine Verschlechterung bestehender Erkrankungen droht.

Für ihre Studie gingen die Wissenschaftler von einer Erderwärmung von zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter aus. Die bisherige Erwärmung um ein Grad führte bereits zu extremen Wetterphänomenen. So starben etwa bei einer Hitzewelle 2003 allein in Europa 70.000 Menschen.

Erstmals haben Wissenschaftler nun untersucht, ob die heißen Tage bei einer Erderwär­mung um zwei Grad gebündelt auftreten werden. „Extreme Witterungsbedingungen würden anhaltender, heiße und trockene Perioden sowie aufeinanderfolgende Tage mit starken Regenfällen würden länger werden“, erklärte der Leitautor Peter Pfleiderer von der Humboldt-Universität.

Durch die Erderwärmung verlangsamen sich demnach die großräumigen Luftströmungen wie der Jetstream im Sommer. „Durch die Verlangsamung der Zirkulation werden Wetter­regime beständiger und damit auch Hitzewellen oder Starkregen“, erklärte Co-Autor Dim Coumou von der Vrije Universiteit Amsterdam.

Der Studie zufolge erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von Hitzeperioden, die länger als zwei Wochen dauern, um vier Prozent gegenüber heute. Dies gelte insbesondere für Teile Nord­amerikas, Zentraleuropa und den Norden Asiens. An der amerikanischen Ostküste erhöhe sich die Wahrscheinlichkeit sogar um 20 Prozent. Starkregenperioden würden im Vergleich zu heute um 26 Prozent zunehmen.

Solche Wetterextreme können verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit, die Land­wirt­schaft, die Biodiversität und selbst auf das Wirtschaftswachstum haben. So kam es laut HU etwa während der Hitzewelle 2018 in Deutschland zu 15 Prozent Einbußen bei der Weizenernte.

„Mit zunehmender Erwärmung müssen wir mit immer stärkeren Auswirkungen durch extreme Wetterverhältnisse rechnen“, warnte Carl-Friedrich Schleussner von Climate Analytics. In Anbetracht der Tatsache, dass die Welt derzeit auf eine Erwärmung von drei Grad zusteuere, unterstreiche die Studie den „dringenden Handlungsbedarf“.

Im Pariser Klimaabkommen von 2015 wurde das Ziel festgeschrieben, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, wenn möglich auf 1,5 Grad. Die Forschungsergebnisse zeigten, dass die Risiken bei einer Begren­zung auf 1,5 Grad „beträchtlich reduziert“ würden, erklärte Schleussner.

Aus Sicht vieler Wissenschaftler ist das 1,5-Grad-Ziel aber nicht mehr zu schaffen. In den vergangenen zwei Jahren erreichten die CO2-Emissionen neue Rekordwerte, die 2019 voraussichtlich noch übertroffen werden.

afp

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