Medizin

Studie: Kaffee reduziert Sterberisiko bei gleichzeitiger HCV/HIV-Infektion

  • Mittwoch, 27. September 2017
iko - stock.adobe.com
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Marseille - Kaffee könnte HIV-Patienten, die gleichzeitig mit dem Hepatitis C-Virus infiziert sind, vor einem vorzeitigen Tod an Leberversagen schützen. In einer französischen Kohortenstudie war der Konsum von drei oder mehr Tassen Kaffee am Tag mit einer Halbierung des Sterberisikos verbunden. Noch effektiver war laut der im Journal of Hepatology (2017; doi: 10.1016/j.jhep.2017.08.005) publizierten Studie eine medikamentöse Ausheilung der Hepatitis C.

Kaffee soll antientzündliche und leberprotektive Wirkungen haben. In epidemio­logischen Studien kam mehrfach heraus, dass Kaffeetrinker seltener an der Leber erkranken. Diese Schutzwirkung ist laut Maria Patrizia Carrieri von der Universität Marseille dafür verantwortlich, dass Menschen, die drei oder mehr Tassen Kaffee am Tag trinken, eine um 14 Prozent niedrigere Sterberate haben.

Von der Protektion, die auf den Gehalt an Polyphenolen zurückgeführt wird, könnten auch Menschen mit einer vorgeschädigten Leber profitieren. Eine Gruppe, bei der Leberschäden besonders häufig auftreten, sind Patienten, die gleichzeitig mit dem HI-Virus und dem Hepatitis C-Virus infiziert sind. Da beide Viren auf die gleiche Weise (intravenöse Drogen, Risikosex) übertragen werden, sind Ko-Infektionen nicht selten. In Frankreich war zeitweise jeder vierte HIV-Patient auch mit dem Hepatitis C-Virus infiziert.  

Das Forschungsinstitut INSERM begleitet in der „ANRS CO13 HEPAVIH“-Kohorte eine Gruppe von 1.028 Ko-Infizierten. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von fünf Jahren sind 77 Teilnehmer gestorben, darunter 33 an den Folgen der Hepatitis. Carrieri hat den Kaffeekonsum der Verstorbenen und der überlebenden Patienten verglichen. 

Ergebnis: Patienten, die drei oder mehr Tassen Kaffee am Tag tranken, hatten ein um 50 Prozent reduziertes Sterberisiko. Die Hazard Ratio von 0,5 war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,3 bis 0,9 signifikant, wobei Carrieri neben dem Geschlecht noch eine Reihe von anderen Risikofaktoren wie Rauchen oder wechselnde Partnerschaften berücksichtigen konnte. 

Kaffee ist sicherlich kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie, die heute auch bei HIV-Infizierten eine Hepatitis C in den meisten Fällen kurieren kann. Die Ausheilung der Hepatitis C war denn auch mit einem um 80 Prozent verminderten Sterberisiko verbunden. Den Patienten könne jedoch auch bei einer Lebererkrankung zum Kaffeekonsum geraten werden, meint Carrieri, obwohl ihre Studie streng genommen die protektive Wirkung nicht belegen kann. Eine häufige Fehlerquelle in epidemio­logischen Untersuchungen ist die reverse Kausalität: Es ist vorstellbar, dass Patienten mit einer stark vorgeschädigten Leber die Freude am Kaffeekonsum verloren haben.

rme

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