Studie: Naturheilmittel könnten Pankreatitis auslösen
Bonn – Neben zugelassenen Medikamenten können möglicherweise auch Naturheilmittel eine akute Pankreatitis auslösen. Eine krankenhausbasierte Fall-Kontroll-Studie im Bulletin für Arzneimittelsicherheit (2014; 3: 3-6) ermittelte für Teufelskralle und Baldrian signifikant erhöhte Odds Ratios.
In Deutschland erkranken jedes Jahr schätzungsweise 20 auf 100.000 Einwohner an einer akuten Pankreatitis. Die meisten Erkrankungen sind auf einen langjährigen Alkoholabusus oder einen Gallenstein zurückzuführen, der akut den gemeinsamen Ausführungsgang an der Vaterschen Papille blockiert. Immer häufiger werden Arzneimittel als Auslöser vermutet. Manchmal werden sie sogar als dritthäufigste Ursache genannt.
Doch die Liste der Arzneimittel, für die ein Zusammenhang erwiesen ist, ist kurz. Die von Antonius Douros von der Berliner Charité und Edeltraut Garbe vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen angegebene Liste enthält gerade einmal drei Wirkstoffe oder Kombinationen (Azathioprin, Mercaptopurin, Olmesartan plus Amlodipin), für die die Weltgesundheitsorganisation eine Kausalität für erwiesen hält. Für 18 weitere Wirkstoffe oder Kombinationen sei ein Zusammenhang wahrscheinlich. Darunter befinden sich keine Naturheilmittel, die sich bisher nicht im Visier der Pharmakovigilanz befanden.
Die Berliner Fall-Kontroll-Surveillance-Studie (FAKOS), die 102 Patienten mit akuter Pankreatitis unklarer Ätiologie ausführlich nach der Einnahme von Heilmitteln befragt hat und die Antworten mit 750 Kontrollpatienten verglich, ermittelte für acht Mittel signifikante Assoziationen. Auf Fenofibrat (Odds Ratio OR 12,2; 95-Prozent-Konfidenzintervall 2,3-69,1) folgen an Position 2 und 3 mit Teufelskralle (OR 12,0; 1,9-74,3) und Baldrian (OR 10,3; 1,7-53,4) zwei pflanzliche Mittel. Teufelskralle (Harpagophytum) wird vor allem bei Schmerzen, Baldrian (Valeriana) bei Schlafstörungen eingenommen.
Die weiten 95-Prozent-Konfidenzintervalle deuten bereits an, dass der Zusammenhang auf wenige Nennungen beruht. Die Autoren betrachten deshalb weitere Studien für notwendig, um die Phytotherapeutika-assoziierte Pankreatotoxizität zu verifizieren. Die Ergebnisse würden nichtsdestotrotz weitere Argumente gegen den sorglosen Einsatz solcher Arzneimittel liefern, insbesondere wenn die Wirksamkeit nicht durch kontrollierte klinische Studien gut belegt sei, schreiben sie.
Die anderen signifikant mit der akuten Pankreatitis assoziierten Wirkstoffe oder Kombinationen waren Formoterol + Budesonid (OR 6,3; 1,1,-32,1), Ramipril plus Hydrochlorothiazid (OR 5,8; (1,7-18,0), Lisinopril (OR 5,4; 1,4-17,5), Azathioprin (OR 5,1; 1,9-13,5 und Mesalazin (OR 3,3; 1,1-9,5). Für die beiden Immunsuppressiva (Azathioprin und Mesalazin) wird eine pankreatotoxische Wirkung seit längerem vermutet. Die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, bei denen die Wirkstoffe eingesetzt werden, sind aber ebenfalls ein möglicher Auslöser. Bei den ACE-Hemmern (Ramipril, Lisinopril) gab es ebenfalls schon vorher Hinweise.
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