Medizin

Studie: Schichtarbeiter erkranken nicht häufiger, aber schwerer an COVID-19

  • Mittwoch, 21. Dezember 2022
/studio11japan, stock.adobe.com
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Bergen/Norwegen – Schichtarbeiter waren in einer internationalen Umfrage nicht öfter als andere Menschen mit SARS-CoV-2 infiziert. Sie litten allerdings deutlich häufiger unter schweren Symptomen, wie die Studie in Chronobiology International (2022; DOI: 10.1080/07420528.2022.2148182) zeigt.

Der häufige Wechsel zwischen Tages- und Nachtschichten, der ein Merkmal der Schichtarbeit ist, kann zu Störungen des zirkadianen Biorhythmus führen, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Zu den befürchteten Folgen gehört ein Anstieg des Infektionsrisikos, dem ein Team um Bjørn Bjorvatn von der Universität Bergen in der „International COVID Sleep Study-II“ nachging.

Insgesamt 7.141 Arbeitnehmer aus 15 Ländern (darunter Deutschland) waren zwischen Mai und Dezember 2021 nach Erkrankungen an COVID-19 befragt worden. Die Hypothese, dass Schichtarbeiter sich häufiger infizieren, bestätigte sich nicht. Der wichtigste Risikofaktor am Arbeitsplatz war der wechselnde direkte Kontakt zu anderen Menschen.

Bjorvatn ermittelt für die Arbeiter mit „Face-to-face“-Kontakten ein um 55 % erhöhtes Risiko. Die adjustierte Odds Ratio (aOR) von 1,55 war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,12 bis 2,14 statistisch signifikant.

Die Schichtarbeit hatte jedoch Einfluss auf den Schweregrad der Erkrankung. Die Schichtarbeiter gaben fast dreifach häufiger an, mittelschwer bis lebensbedrohlich an COVID-19 erkrankt zu sein (aOR 2,71; 1,23 bis 5,95), und sie wurden fast 6-fach häufiger im Krankenhaus behandelt (aOR 5,66; 1,89-16,95).

Die Studie bestätigt damit die Hypothese, dass Schlafentzug das Immunsystem negativ beeinflussen kann. Andere Studien haben laut Bjorvatn gezeigt, dass die Impfreaktion bei Personen nach Schlafentzug schlechter ist. Der Schlafforscher rät den Schichtarbeitern deshalb, sich nach einer guten Nachtruhe impfen zu lassen.

rme

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