Ärzteschaft

Studienlage zur Dauer von Antibotikatherapien weiterhin dürftig

  • Freitag, 20. Juni 2025
/Halfpoint, stock.adobe.com
/Halfpoint, stock.adobe.com

Köln – Die Dauer von Antibiotikatherapien bleibt kontrovers. Das berichtet ein Wissenschaftsteam unter der Leitung der Universität Freiburg im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Die Anwendung von Antibiotika ist bekanntlich mit der Gefahr verbunden, dass sich Resistenzen entwickeln. Um dieses Risiko zu verringern, wurde von vielen in der Infektionsmedizin praktizierenden Ärzte angenommen, dass eine ausreichend lange Behandlung notwendig sei – auch dann, wenn die Symptome bereits abgeklungen sind. Mittlerweile propagieren viele Wissenschaftler aber auch den Ansatz „Kürzer ist besser“.

In diesem Zusammenhang hatte ein Bürger dem IQWiG im Rahmen des Themencheck Medizin die Frage gestellt, ob eine kürzere im Vergleich zu einer längeren üblichen Einnahmedauer von Antibiotika zu vergleichbaren Behandlungsergebnissen führt.

Die Arbeitsgruppe untersuchte diese Frage bezogen auf akute bakterielle Mittelohrentzündungen bei Kindern und ambulant erworbene Lungenentzündungen bei Kindern und Erwachsenen.

Für die akute Mittelohrentzündung identifizierte das Team zwölf geeignete Studien, die sieben verschiedene in Deutschland zugelassene Antibiotika hinsichtlich der Auswirkungen verschiedener Einnahmedauern bei Kindern im Alter zwischen einem Monat und 14 Jahren untersuchten.

Aber auch nach Auswertung der Studien bleibt dem Forschungsteam zufolge unklar, ob Kinder und Jugendliche mit einer akuten Mittelohrentzündung von einer kürzeren Antibiotikatherapie profitieren.

Bei Kindern mit einer ambulant erworbenen Lungenentzündung ist nach Auswertung entsprechender Studien der Erfolg einer kürzeren Antibiotikatherapie vergleichbar gut wie bei einer üblichen Behandlungsdauer.

Für Erwachsene und Jugendliche mit dieser Erkrankung fehlen jedoch entsprechende Studien. „Solche Studien wären aber dringend nötig und sind auch machbar, wie hier die Studienlage bei Kindern zeigt“, sagte Corinna Schaefer, Leiterin des IQWiG-Ressorts Versorgung und Leitlinien.

Laut dem IQWiG ist eine generelle Aussage zu einer verkürzten Einnahmedauer von Antibiotika auf Basis der aktuellen Studienlage derzeit nicht möglich. Auch für die im Themencheck-Bericht untersuchten Erkrankungen akute Mittelohrentzündung und ambulant erworbene Lungenentzündung zeigte sich kein einheitliches Bild.

hil

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung