Studierende geben deutlich mehr psychische Beeinträchtigungen an

Berlin – Die Zahl der Studierenden, die von gesundheitlichen Beeinträchtigungen berichten, hat sich vom Jahr 2016 bis zum Jahr 2021 von elf Prozent auf 16 Prozent erhöht. Das geht aus der neuen Erhebung „best3“ hervor, die das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) und das Deutsche Studierendenwerk (DSW) Anfang Dezember vorgestellt haben.
Mehr als 188.000 Studierende von 250 Hochschulen haben sich beteiligt. Die Vorgänger-Studien „best1“ und „best2“ stammen aus den Jahren 2011 und 2016. Besonders deutlich ist im neuen Bericht der Anstieg von Studierenden, die über psychische Erkrankungen berichten. Ihr Anteil ist von 2016 bis 2021 um zwölf Prozentpunkte gewachsen – von 53 Prozent auf 65 Prozent. Das sind 20 Prozentpunkte mehr als im Jahr 2011.
„Ob der Anstieg beispielsweise auf die Coronapandemie zurückzuführen ist oder auf die gesellschaftliche Akzeptanz für psychische Erkrankungen und einen offeneren Umgang damit, kann zu diesem Zeitpunkt nicht unterschieden werden“, heißt es in dem Bericht.
„Vier Pandemiesemester, drei davon im Lockdown, sowie die multiplen Krisen unserer Zeit belasten Studierende und führen zu psychischen Erkrankungen und Belastungen“, kommentierte der Vorstandsvorsitzender des DSW, Matthias Anbuhl, die Zahlen. Er warnte, die psychologischen Beratungsstellen der Studierendenwerke würden „förmlich überrannt“. Die Wartezeiten hätten sich an manchen Standorten vervielfacht. „Unser Hochschulsystem ist auf diese Entwicklung nicht vorbereitet“, so Anbuhl.
Auch die Nachfrage nach einer sogenannten Inklusionsberatung nehme deutlich zu, ohne dass die Ressourcen mitwüchsen. „Bund und Länder müssen die personellen Kapazitäten der psychosozialen Beratungsstellen von Studierendenwerken und Hochschulen weiter ausbauen“, forderte Anbuhl deshalb.
Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass die Befragung im Sommersemester 2021 statt, sodass die Befunde vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie zu sehen seien. Die im Bericht beschriebenen Veränderungen ließen sich daher nicht trennscharf als pandemiebedingte Ausnahmen oder als echte Trendwende einordnen. Dies werde erst anhand zukünftiger Daten möglich sein, so die Autorengruppe.
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