Stuhltransplantation: Tiefgefrorene Präparate mit gleicher Wirksamkeit

Hamilton – Eine fäkale Mikrobiota-Transplantation, die überwiegend mit frischen Stuhlproben durchgeführt wird, hat in einer randomisierten klinischen Studie im amerikanischen Ärzteblatt JAMA (2016; 315:142-149) bei Patienten mit rezidivierenden Clostridium difficile-Infektionen gleich gute Ergebnisse erzielt, wenn zuvor tiefgefrorene Präparate verwendet wurden. Die bessere Verfügbarkeit dieser Präparate könnte die Verbreitung der als Stuhltransplantation bezeichneten Therapie fördern.
Der häufige Einsatz von Antibiotika bei älteren und komorbiden Patienten hat zu einer Zunahme von Clostridium-difficile-Infektionen (CDI) geführt. Die toxin-bildenden Keime, die in geringer Anzahl Teil der normalen Darmflora sein können, breiten sich im Darm aus und lassen sich schließlich durch weitere Antibiotikatherapien nicht mehr auf Dauer vertreiben. Als Ultima Ratio bieten einige Kliniken seit einiger Zeit die fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT) an. Dabei werden dem Patienten – meist während einer Koloskopie oder per Einlauf, manchmal auch über eine Magensonde – Darmbakterien von gesunden Menschen übertragen.
Die FMT hat sich als effektiv erwiesen, doch die Produktion der Präparate stellt gewisse Anforderungen an das Labor und die Logistik einer Klinik, da die Stuhlproben vor Ort hergestellt und zeitnah zur FMT zur Verfügung gestellt werden müssen. Die Verwendung gefrorener Präparate könnten die Therapie deutlich erleichtern und auch für Kliniken ohne mikrobiologisches Labor verfügbar machen. Es war jedoch umstritten, ob die Darmbakterien die Kryokonservierung überstehen.
Christine Lee von der McMaster University in Hamilton/Ontario und Mitarbeiter haben beide Verfahren jetzt in einer randomisierten Studie verglichen. An sechs akademischen Zentren wurden 232 Erwachsene mit rezidivierender oder refraktärer CDI entweder mit aufgetauten oder frischen FMT-Präparaten über einen Einlauf behandelt. Die Behandlung war nach Verwendung der aufgetauten Präparate bei 83,5 Prozent der Patienten erfolgreich. Nach Verwendung von frischen FMT-Präparaten betrug die Erfolgsrate 85,1 Prozent.
Der Unterschied betrug in dieser Per Protocol-Analyse 1,6 Prozentpunkte und war nicht signifikant. In der Intention-to-treat-Analyse (die auch Patienten berücksichtigt, die die Therapie nicht erhalten hatten), wurden 75,0 Prozent nach Übertragung konservierter und 70,3 Prozent nach Übertragung frischer FMT-Pr-parate beschwerdefrei. Auch hier war die Differenz von 4,7 Prozentpunkten nicht signifikant. Lee betrachtet deshalb beide Behandlungen als gleichwertig.
Die FMT wurde von den meisten Patienten gut vertragen. Die häufigsten Nebenwirkungen waren ein vorübergehender Durchfall (70 Prozent), Bauchkrämpfe (10 Prozent) oder Übelkeit (weniger als 5 Prozent), zu denen es in den ersten 24 Stunden nach der Behandlung kam. Während der Nachbeobachtungszeit kam es bei 20 Prozent zu Verstopfungen und bei 25 Prozent zu starken Blähungen.
Diese Nebenwirkungen dürften die meisten Patienten tolerieren, da die Alternative ein Fortbestehen der CDI ist, an der im Verlauf der Nachbeobachtungszeit vier Patienten, bei denen die Behandlung keinen Erfolg gezeigt hatte, gestorben sind. Zu den Einschränkungen der Studie gehört die kurze Nachbeobachtungszeit von 13 Wochen, die nicht ausschließt, dass es bei dem einen oder anderen Patienten doch noch zu einem CDI-Rezidiv kommt. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass Patienten nach Verwendung von gefrorenen Präparaten davon häufiger betroffen sind.
Die Studie unterstützt die Produktion von tiefgefrorenen Präparaten in sogenannten „Stuhlbanken“ wie dem bereits 2012 am Massachussets Institute of Technology in Boston gegründeten OpenBiom. Dort werden mittlerweile auch Präparate in Kapselform zur oralen Therapie angeboten.
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