Subduralhämatom: Risiko durch antithrombotische Medikamente variiert

Odense – Mit der steigenden Verordnung von antithrombotischen Medikamenten hat auch die Zahl der Subduralhämatome zugenommen. Eine Studie aus Dänemark im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2017; 317: 836-846) dokumentiert die Entwicklung der letzten Jahre. Sie zeigt auch, dass das Gefahrenpotenzial der einzelnen Wirkstoffe sich stark unterscheidet.
Seit den 1980er Jahren steigt in Europa und Nordamerika die Zahl der Menschen, die wegen eines Subduralhämatoms im Krankenhaus behandelt werden müssen. Als Auslöser wurde längst die zunehmende Verordnung von antithrombotischen Medikamenten ausgemacht. Zu ihnen gehören Antithrombzytenmedikamente wie ASS und Clopidogrel ebenso die Vitamin-K-Antagonisten Marcumar/Warfarin oder die in den letzten Jahren eingeführten direkten oralen Antikoagulanzien Dabigatran, Rivaroxaban oder Apixaban. Die Gefahr einer Subduralblutung spricht nicht gegen den Einsatz dieser Substanzen. Er macht jedoch in jedem Fall eine Nutzen-Risiko-Abwägung erforderlich. Dazu gehört auch der Vergleich zu den Risiken der einzelnen Substanzen.
Die notwendigen Zahlen lassen sich am leichtesten in Skandinavien erheben, wo jeder Einwohner eine zentrale Identifikationsnummer hat, die in unterschiedlichen Registern verwendet wird. Für die Studie hat David Gaist von der Universität von Süddänemark in Odense Daten aus dem Nationalen Patienten-Register, das die Behandlungsgründe im Krankenhaus speichert und das Nationale Register für Arzneimittelverordnungen analysiert.
Der Neurologe stellte die Arzneimittelverordnungen von 10.010 erwachsenen Patienten, die zwischen 2000 und 2015 wegen eines Subduralhämatoms im Krankenhaus behandelt wurden, den Arzneimittelverordnungen von 400.380 Personen aus der allgemeinen Bevölkerung gegenüber, die keine subdurale Blutung erlitten hatten.
Erwartungsgemäß war das Risiko für Patienten, die niedrig dosiertes Aspirin eingenommen hatten, nur leicht erhöht. Gaist ermittelte eine Odds Ratio von 1,24, die aber mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,15 bis 1,33 signifikant war. Bei Clopidogrel betrug die Odds Ratio bereits 1,87 (1,57-2,24).
Für orale Antikoagulanzien war das Risiko wesentlich höher. Für Vitamin-K-Antagonisten ermittelte Gaist eine Odds Ratio von 3,69 (3,38-4,03). Diese Patienten erlitten also fast vierfach häufiger als andere Menschen ein Subduralhämatom. Für die direkten oralen Antikoagulanzien, die immer häufiger als Ersatz für die Vitamin-K-Antagonisten eingesetzt werden, war das Risiko nur um den Faktor 1,73 (1,31-2,28) erhöht.
Besonders problematisch ist die Kombination von Vitamin-K-Antagonisten mit einem Antiplättchen-Wirkstoff. Gaist ermittelt eine Odds Ratio von 4,00 (3,40-4,70) bei der Kombination von Vitamin-K-Antagonisten mit Clopidogrel kam es sogar fast achtfach häufiger zur subduralen Blutung: Odds Ratio 7,93 (4,49-14,02).
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