Südeuropa: Malaria im Krankenhaus übertragen
Stockholm – An einer Malaria können auch Menschen erkranken, die niemals nach Afrika oder andere Endemie-Regionen gereist waren. In Südeuropa hat es in diesem Jahr zwölf Fälle einer lokalen Übertragung gegeben. Zwei Patienten haben sich vermutlich im Krankenhaus angesteckt.
In Italien ist Anfang September ein vierjähriges Mädchen aus Trient an einer Malaria tropica gestorben. Das Mädchen hatte keine Endemie-Region besucht, und das bergige Südtirol ist sicherlich nicht der Ort, an dem Malaria-Mücken zu erwarten sind, die P. falciparum übertragen.
Das Mädchen war jedoch im Sommer neu an Diabetes erkrankt und deshalb im August in Trient im Krankenhaus behandelt worden. Auf der gleichen Station befanden sich damals zwei Patienten, die wegen einer Malaria behandelt wurden. Die Behörden schließen eine iatrogene Übertragung aus. Bleibt noch die Möglichkeit, dass die Erreger während des warmen Sommers von Mücken in der Klinik übertragen wurde. Die Gesundheitsbehörden lassen derzeit die Parasiten bei den drei Patienten genetisch untersuchen.
Zu einer weiteren Übertragung von P. falciparum in einer Klinik ist es vermutlich im Juli in Griechenland in der Region Epirus gekommen. Der betroffene Patient versicherte glaubhaft, dass er zuvor keine Endemie-Region besucht habe. Er war aber in der Klinik auf der gleichen Station behandelt worden wie ein Patient, der die Erkrankung in den Tropen erworben hatte. In Epirus ist es im Sommer warm genug für Anopheles-Mücken, es konnten aber keine Malaria-Mücken gefunden werden.
Teile Griechenlands gelten als Malaria-gefährdet. Seit 2009 hat es insgesamt 95 Erkrankungen mit einer lokalen Übertragung von P. vivax durch einheimische Mücken gegeben. Nachdem die Behörden Gegenmaßnahmen ergriffen haben, ist die Zahl gesunken. In diesem Sommer ist es jedoch wieder zu fünf Erkrankungen gekommen.
In Großbritannien wurden in den letzten Wochen drei Patienten behandelt, die sich vermutlich im August im Norden Zyperns infiziert hatten, darunter zwei 12-Jährige.
In Frankreich kam es im Sommer in Moulins in der Region Auvergne-Rhône-Alpes zu zwei zunächst unerklärlichen Erkrankungen. Beide Patienten waren mit P. falciparum infiziert. Der gemeinsame Nenner war der Besuch einer Hochzeit Mitte August. Die Behörden ermittelten eine dritte Erkrankung bei einem Mann, der sich in Burkina Faso mit P. falciparum angesteckt hat. Er hatte zwar nicht die Hochzeit besucht, sich während der Zeit jedoch im gleichen Ort aufgehalten. Dort wurden auch zwei Anopheles-Arten gefunden, die aber frei von Parasiten waren.
Die zwölf Fälle sind sicherlich nicht der Beginn einer Malaria-Epidemie in Europa. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) rät jedoch angesichts der beiden wahrscheinlichen nosokomialen Übertragungen dazu, bei der Behandlung von Patienten mit importierten Erkrankungen eine Übertragung auf Station zu verhindern (sprich vor allem im Sommer die Krankenzimmer von Mücken frei zu halten).
Importierte Malaria-Infektionen sind übrigens in Europa gar nicht so selten. Im letzten Jahr wurden den Gesundheitsbehörden in den EU/EEA-Ländern insgesamt 7.147 Fälle gemeldet.
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