Syrische Flüchtlinge im Libanon oft ohne medizinische Versorgung
Beirut – Viele syrische Flüchtlinge im Libanon können sich keine medizinische Versorgung leisten und bleiben unbehandelt. Aufgrund des weitestgehend privatisierten und teuren Gesundheitssystems im Libanon könnten viele Flüchtlinge keine medizinische Hilfe in Anspruch nehmen, teilte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) heute in Beirut mit. Mit ihrem dort veröffentlichten Bericht dokumentiert Amnesty die medizinische Lage der Flüchtlinge vor Ort.
Weil es im Libanon wenig Arbeit für syrische Flüchtlinge gibt, sind demnach viele Familien gezwungen, sich für medizinische Behandlungen zu verschulden. Bei vielen reiche das Geld nur entweder für gesundheitliche Versorgung oder für die Miete oder für Nahrung. Sie würden so „vor qualvolle Entscheidungen gestellt“, sagte die Beauftragte für globale Fragen bei Amnesty International, Audrey Gaughran.
Es gebe auch Fälle, in denen Patienten für Behandlungen trotz Gefahren zurück nach Syrien gingen. Andere blieben trotz schwerer Verletzungen wie Verbrennungen unbehandelt. Selbst leicht verletzte Flüchtlinge gerieten ohne Behandlung in eine lebensbedrohliche Situation.
Die Menschenrechtsorganisation sieht den Libanon mit der hohen Zahl der syrischen Flüchtlinge überfordert. Das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) hat bislang rund eine Million Flüchtlinge registriert; bis Ende 2014 sollen 500.000 hinzukommen.
Amnesty forderte die libanesischen Behörden auf, eine langfristige Strategie zur Verbesserung der gesundheitlichen Situation der Flüchtlinge zu entwickeln. Die Regierung müsse auch arme und benachteiligte Flüchtlinge im Blick haben.
Zugleich wird betont, dass der Libanon in dieser Angelegenheit nicht alleingelassen werden dürfe. Die internationale Gemeinschaft solle die nötigen Gelder für die Unterstützung der Flüchtlinge im Libanon aufbringen. Bislang seien rund 17 Prozent der bei der internationalen Gemeinschaft angefragten 1,7 Milliarden US-Dollar (1,2 Milliarden Euro) für syrische Flüchtlinge im Libanon eingegangen.
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