Tamoxifen: Lieferengpässe bei Brustkrebspräparat

Berlin – Bei Tamoxifen, einem Wirkstoff, der als Anti-Östrogen bei hormonrezeptorpositiven Brustkrebserkrankungen eingesetzt wird, kommt es derzeit vermehrt zu Lieferengpässen. Darauf hat Pro Generika heute hingewiesen.
„Da bereits ein Großteil der Hersteller, die das Arzneimittel anbieten, nicht oder nur noch teilweise lieferfähig ist, lässt sich ein Versorgungsengpass bei Tamoxifen für die kommenden Monate aus Sicht der Generikahersteller nicht ausschließen“, schreibt der Verband. Man bedauere das „zutiefst“.
Pro Generika versicherte, dass die Unternehmen zusammen mit den Verantwortlichen beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sowie allen Partnern mit Hochdruck daran arbeiten, eine schnelle Lösung zu finden.
Derzeit werde geprüft, ob man kurzfristig Produktionspläne ändern könne. Das setzt aber voraus, dass die notwendigen Rohstoffe vorhanden seien. Gelinge eine kurzfristige Produktion, könnten Tamoxifenpräparate in einigen Wochen wieder verfügbar sein.
Hintergrund des Engpasses ist nach Angaben von Pro Generika, dass Zuliefer die Produktion eingestellt haben, weil dies für sie nicht mehr wirtschaftlich gewesen ist. Seitdem seien die Generikaunternehmen auf der Suche nach alternativen Zulieferern.
Wegen hoher regulatorischer Anforderungen dauere das aber Monate bis Jahre. Ein zusätzliches Problem sei, dass sich wegen des jahrelangen Kostendrucks immer weniger Zulieferer an der Produktion von Tamoxifenpräparaten beteiligen.
„Für unsere Unternehmen geht es jetzt zuerst darum, Engpässe in der Versorgung, soweit es irgendwie geht, zu vermeiden“, sagte Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika. Wenn man das geschafft habe und die Versorgung wieder sicher sei, müsse man „endlich den Mut für grundsätzliche Lösungen haben“.
Der Fall Tamoxifen illustriert nach Angaben von Pro Generika, wo das strukturelle Problem bei der Grundversorgung mit Generika liegt. Demnach liegt der Preis, den die Arzneimittelhersteller von den Krankenkassen für eine 100er-Packung Tamoxifen erhalten, bei 8,80 Euro. Zu diesem Preis sei eine wirtschaftliche Produktion ohne Verluste kaum mehr möglich und eine resiliente Lieferkette schon gar nicht, so Bretthauer.
Er betonte, in den vergangenen Jahren hätten sich Hersteller wie Zulieferer aus dem Markt zurückgezogen. Bei lebenswichtigen Arzneimitteln, für deren Produktion es lediglich eine Handvoll Unternehmen und Zulieferer gebe, müssten „Preisdrücker wie Preismoratorium, Festbeträge und Rabattverträge rechtzeitig ausgesetzt werden“.
Wegen des Lieferengpasses haben die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), die Deutsche Gesellschaft für Senologie (DGS), die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO), die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) und die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) Fachempfehlungen herausgegeben.
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